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Gesundheitswesen

Ein besonders anfälliges Gebiet für Korruption ist das Gesundheitswesen, weil es intransparent ist und hier sehr viel Geld alloziert wird. Korruptionsbekämpfung im Gesundheitswesen bedeutet insbesondere, Interessenkonflikte der zahlreichen Akteure zu erkennen und ihre schädlichen Auswirkungen transparent zu machen.

Forderungen

Die in der Berliner Erklärung von zahlreichen Wissenschaftlern, der medizinischen Fachöffentlichkeit und anderen Gesundheitsexperten unterstützten Forderungen nach Transparenz zur Wiederherstellung der Integrität wissenschaftlichen Publizierens, Evidenz-Basierter Medizin und der Entscheidungsfindung auf dem Public Health Gebiet sollen für alle Studienphasen (I-IV) Gültigkeit haben. Dieses schließt die Daten aus Postmarketing-Studien (in Deutschland auch Anwendungsbeobachtungen genannt) ein.

Studiendaten dürfen nicht als Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der Sponsoren behandelt werden, sondern müssen einer öffentlichen Überprüfung durch unabhängige Wissenschaftler zugänglich sein.

Verträge zwischen Sponsoren und Forschungseinrichtungen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Ärztinnen und Ärzten oder zwischen Krankenkassen und Arzneimittel- oder Medizinprodukteherstellern, auch bei sogenannten „Rabattverträgen“, müssen offengelegt werden.

Für die Erstellung medizinischer Leitlinien müssen Ressourcen für professionelle und unabhängige Gremien bereitgestellt werden. Gesetzliche Bestimmungen zur Methodik, Transparenz und Sachverständigen sind einzuführen und Referenzstandards für Leitlinien zu berücksichtigen. Darüber hinaus muss das Bewusstsein für unabhängige Leitlinien gestärkt werden.

Transparency Deutschland kritisiert die Versuche des Gesetzgebers, durch mehrere Gesetze die Sammlung und zentralisierte Speicherung von Patienten- bzw. Arztgeheimnissen zu legitimieren. Da die anvertrauten sehr persönlichen Daten dadurch dem privaten Missbrauch stark und unnötig ausgesetzt werden, hält Transparency Deutschland eine verfassungsrechtliche Überprüfung der Gesetze für dringend erforderlich, beispielsweise durch ein Normenkontrollverfahren der zu diesem Schritt nach dem Grundgesetz legitimierten Organe.

Hintergrund

Laut statistischem Bundesamt beliefen sich die Gesundheitsausgaben in Deutschland im Jahr 2015 auf 344,2 Milliarden Euro oder 4.213 Euro je Einwohner. Dies entspricht einem Anteil von 11,3 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Mehr als jeder neunte Euro wurde somit für Gesundheit ausgegeben. Im Vergleich zu 2014 stiegen die Gesundheitsausgaben um 15 Milliarden Euro.

Korruptionsbekämpfung im Gesundheitswesen bedeutet insbesondere, Interessenkonflikte der zahlreichen Akteure zu erkennen und ihre schädlichen Auswirkungen transparent zu machen, zum Beispiel bei  der Erstellung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Leitlinien, in der medizinischen Forschung und bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen, bei der Arzneimittelzulassung und Überwachung der Arzneimittelsicherheit, bei der  Gesetzgebung und der Aufsicht über die Einhaltung von Regulierungen des Gesundheitswesens, oder bei den im Gesundheitswesen tätigen Leistungsanbietern und auch bei den potentiellen Leistungsempfängern.


Publikationen
Artikel

Wanted: Richtlinien zum Umgang mit Interessenkonflikten an medizinischen Fakultäten

Von Peter Grabitz und Zoé Friedmann, beide sind Mitglieder der Arbeitsgruppe Interessenskonflikte von Universities Allied for...

Bericht

Normsetzung im Gesundheitswesen - Erarbeitung und Qualität von medizinischen Leitlinien

In dem Bericht analysiert Transparency Deutschland die Rahmenbedingungen zur Erstellung von medizinischen Leitlinien . Die...

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Rolf Blaga

Leiter Arbeitsgruppe Medizin und Gesundheit