Publikationen
Artikel

Vorstellung korporativer Mitglieder: Robert Bosch GmbH

Gespräch mit Dr. Ferdinand Allermann, Leitung der Konzernrevision

Die Robert Bosch GmbH war das erste korporative Mitglied von Transparency Deutschland, und ohne das große persönliche Engagement von Marcus Bierich am Ende des vergangenen Jahrhunderts wäre die Arbeit von Transparency Deutschland in Kreisen der deutschen Industrie noch weniger akzeptiert worden, als dies ohnehin der Fall war. Welches Ethos hat Marcus Bierich bei Bosch vorgelebt und durch sein Wirken im BDI zu etablieren versucht?

Marcus Bierich verkörperte in besonderer Weise die Prinzipien unseres Unternehmensgründers Robert Bosch. Dabei legte Bierich den Akzent auf Offenheit, Fairness, Zukunftsorientierung und Kommunikation. Den Entstehungsprozess unseres House of Orientation mit unserer Vision, unserem Leitbild und unseren Werten initiierte unser heutiger Ehrenvorsitzender Professor Hermann Scholl. Die Basis dafür hatte Marcus Bierich bereits gelegt.

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit der mehr als 30 Korporativen Mitglieder von Transparency Deutschland heute? Geht von ihr ein Sog auf das Gros der Unternehmen oder eine Wirkung auf die Arbeit der Industrieverbände aus? Was könnte und müsste besser werden?

Wir sehen den engen Austausch mit den Mitgliedsunternehmen als besonders hilfreich an. Denn sie verfolgen in ihrem unternehmerischen Handeln ebenso ein hohes Maß an Offenheit, Fairness und Glaubwürdigkeit. Die Zusammenarbeit bei Transparency Deutschland trägt dazu bei, dass Unternehmen zunehmend mehr reflektieren, wie sie Verantwortung zum Kern unternehmerischen Denkens machen können. Das hilft, Verantwortung nicht nur als bloße Zugabe zu betrachten, sondern das Vertrauen in alle Wirtschaftsteilnehmer zu stärken.

Wie würden Sie das Gewicht von gesetzlichen Vorschriften und deren Kontrolle einerseits und das Ethos vom „Ehrbaren Kaufmann“ andererseits bewerten? Ist die freiwillige Selbstkontrolle der richtige Weg, um „schwarze Schafe“ auszusondern, oder müsste man mit öffentlichem „naming and shaming“ ein Reputationsrisiko schaffen?

Gesetzliche Vorschriften sind unerlässliche Leitplanken für das wirtschaftliche Handeln aller Unternehmen. Sie sind die Richtschnur, deren Einhaltung wir bei Bosch durch unser Legalitätsprinzip fest verankert haben. Darüber hinaus zählt aus unserer Sicht noch viel mehr die Legitimation fürs eigene Handeln. Robert Bosch hat dazu den Satz geprägt: „Lieber Geld verlieren als Vertrauen.“ Schon unter dem Eindruck der Finanzkrise ist er viel zitiert worden, nachdem weit mehr Vertrauen als Geld abhanden gekommen war. Der Satz lässt sich als Plädoyer gegen Geschäfte verstehen, die nur einen Gewinner kennen, also keine langfristige Bindung anbahnen. Aber gerade eine anständige Art der Geschäftsführung, also das Ethos des ehrbaren Kaufmanns, ist für Unternehmen ein hohes Gut und Erfolgsfaktor für nachhaltige Geschäfte. Diese Einsicht wird auf Dauer auch bei schwarzen Schafen ankommen, denn unternehmerische Verantwortung ist nicht Zweck, sondern Bedingung erfolgreichen Wirtschaftens. Eine freiwillige Selbstkontrolle sehe ich als richtigen Weg, den Privatals auch Geschäftskunden am Ende mit ihrer Kaufentscheidung honorieren.

War der von der Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin bewirkte und nach Herrn Cromme benannte deutsche Corporate Governance Kodex ein Fortschritt, den man jetzt weiter entwickeln müsste? In welche Richtung müssten Verbesserungen zielen?

Ziel des Deutschen Corporate Governance Kodex ist es, in Deutschland geltende Regeln für Unternehmensleitung und -überwachung für nationale wie internationale Investoren transparent zu machen. Er soll das Vertrauen in die Unternehmensführung deutscher Gesellschaften gestärkt werden. Das war ein richtiger und wichtiger Schritt. In unserem Unternehmen sind wir einen Schritt weitergegangen und haben in unserem Verhaltenskodex, unserem „Code of Business Conduct“ für alle Mitarbeiter auch die soziale Verantwortung, das heißt die Verantwortung aller Mitarbeiter für Menschen und Umwelt aufgenommen. Aus meiner Sicht ist daher eine Weiterentwicklung erstrebenswert, die zum einen weitere Interessensgruppen, insbesondere die Mitarbeiter, zum anderen die soziale Verantwortung aller einbindet.

Die Fragen stellte Anke Martiny.