Vorstellung korporativer Mitglieder: RKH Kliniken Holding
Gespräch mit Sprecher der Geschäftsführung Prof. Jörg Martin
Die RKH Kliniken Holding ist als neues korporatives Mitglied bei Transparency Deutschland aufgenommen worden.Warum haben Sie die Mitgliedschaft angestrebt?
Korruption im Gesundheitswesen ist absolut nicht vertretbar. Es handelt sich entweder um Steuergelder oder Versichertengelder. Und natürlich treibt uns auch der ethische Anspruch, dass wir korruptionsfrei sein wollen. Ein weiterer wichtiger Grund der Mitgliedschaft ist es, nach außen, also zu allen Lieferanten, aber auch nach innen in die Organisation zu kommunizieren: Wir sind gegen Korruption und werden aktiv dagegen angehen.
Haben Sie persönlich mit Korruption zu tun gehabt?
Ja, bei einem Kollegen, der ohne Gegenleistung zu einem Kongress eingeladen wurde. Die Staatsanwaltschaft hat dann auch Anklage gegen ihn erhoben. Und in meiner Tätigkeit als Arzt wurde ich auch hin und wieder mit solchen Ansinnen konfrontiert.
Nimmt in Ihrer Wahrnehmung das Problem der Korruption im Gesundheitswesen ab?
Es ist schon eine höhere Sensibilisierung festzustellen, auf Seiten der Pharmaindustrie und auch seitens der Medizintechnikhersteller.
Die Kommunikation nach innen und außen soll auch helfen, dass Ihre Ärzte mit solchen korruptiven Vorgängen nicht mehr konfrontiert werden?
Ja, das ist ganz wichtig. Deswegen schreiben wir jetzt alle unsere Lieferanten an und machen sie mit unseren Corporate Governance Richtlinien bekannt. Sollte dann noch etwas vorkommen, wird ein Gespräch geführt. Wenn das auch nichts hilft, kann man entsprechende Konsequenzen ziehen. Es gibt genügend Wettbewerb im Markt, und es wird durchaus positiv aufgenommen, wenn man klare Regularien hat. In dem Zusammenhang spielen auch die Anwendungsbeobachtungen eine Rolle, die wir ganz ausgeschlossen haben.
Ein Drittel der Gesamtkosten für Gesundheit von rund 200 Milliarden Euro sind bei den Krankenhäusern verortet. Sind regionale Klinikzusammenschlüsse wie bei den RKH Kliniken Holding ein Weg, um die Kosten zu senken?
Mit unseren neun Akut-Krankenhäusern und einer Reha-Einrichtung bieten wir über drei Landkreise die medizinische Grundversorgung in der Fläche an. Jede Klinik verfügt aber auch über medizinische Besonderheiten, um das gegenseitige Kannibalisieren zu verhindern. Kosteneinsparungen sind in zentralen Bereichen möglich, zum Beispiel bei Einkauf und Controlling, die hochstandardisiert arbeiten. Jeder Einkauf muss heute über die zentrale Einkaufsabteilung gehen. Und Pharmavertreter dürfen bei uns keine Muster mehr abgeben.
Gibt es bundesweit eine Tendenz zu solchen größeren Einheiten im Krankenhausbereich?
Das sehe ich nicht. Bei uns war es ein Glücksfall, dass wir so etwas schaffen konnten. In Hessen gibt es solche Ansätze, die sind aber von der Landesregierung verordnet.
Wie sieht es mit den sogenannten Fangprämien aus, also Verträgen, mit denen Krankenhäuser Patienten durch Prämien an überweisende Ärzte anlocken?
In unserem Umfeld haben wir das Problem nicht mehr, weil sich die anderen Krankenhäuser ebenfalls wie wir entschieden haben: wir lehnen sie konsequent ab.
Haben Sie Bonussysteme im Haus?
Ja, klar. Mit Chefärzten, leitenden Ärzten, sonstigen Mitarbeitern haben wir Zielvereinbarungen, die auch pekuniär bewertet sind. Aber es gibt keine einzige Zielvereinbarung, die besagt, so und so viele Operationen müssen gemacht werden.
Wenn wir eine Vision wagen bezogen auf das Gesundheitssystem und die Korruption – wo sehen Sie Deutschland in zehn Jahren stehen?
Ich bin Optimist. Dass wir Transparency beigetreten sind und dadurch bekennen, wir wollen das wirklich nicht, das bewirkt etwas und das wird sich immer mehr verbreiten. Auch die Industrie hat daraus bereits Konsequenzen gezogen. Es dauert alles noch ein bisschen – es ist eben ein heiß umkämpfter, riesiger Markt. Aber es entsteht ein Bewusstsein für die Problematik, das habe ich in meinen vielen Gesprächen gespürt. Alerdings darf man nicht nur auf die Krankenhäuser schauen. Unsere Ärzte sind Amtsträger, da ist Korruption strafrechtlich verboten. Die niedergelassenen Ärzte sind keine Amtsträger, die darf man bestechen und wird nicht bestraft. Und worüber ich mich noch wundere: Diese bezahlten Interviews. Da ruft jemand aus England an und möchte ein Interview mit mir führen, um auf ein Produkt aufmerksam zu machen und gleichzeitig Daten zu sammeln, ob es sich lohnen würde, bei uns vorstellig zu werden. Dafür bietet er mir 300 Euro. Ist das eigentlich zulässig? |
Die Fragen stellte Andreas Novak, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland.