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Vorstellung korporativer Mitglieder: Michael Koch GmbH

Interview mit Michael Koch, Firmengründer und Geschäftsführender Gesellschafter der Michael Koch GmbH.
 

Herr Koch, wie würden Sie unseren Lesern das Unternehmensprofil der Michael Koch GmbH beschreiben?
Als kleines Unternehmen der Elektroindustrie mit zwei Dutzend Mitarbeitern, 1997 von meiner Frau und mir gegründet und seither stetig gewachsen. Wir bauen sichere elektrische Widerstände für die Antriebstechnik im Maschinenbau und beliefern vom badischen Ubstadt-Weiher aus mehrere Hundert Kunden in der ganzen Welt. Mit kurzen Lieferzeiten und absolut zuverlässigen Lieferterminen konnten wir mittlerweile eine echte Marke in der Branche etablieren. 2007 wurde unser Unternehmen aufgrund seiner Entwicklung und regionalen Engagements mit dem Großen Preis des Mittelstands der Oskar-Patzelt-Stiftung ausgezeichnet.

Was hat Sie motiviert, mit Ihrem Unternehmen korporatives Mitglied von Transparency Deutschland zu werden?
Der Siemens-Skandal vor rund drei Jahren und der damit einhergehende Generalverdacht gegen Unternehmen und Unternehmer haben mich dazu motiviert, nicht nur persönlich, was sicher einfacher gewesen wäre, sondern durch die korporative Mitgliedschaft als Unternehmen Zeichen gegen diese unlauteren Geschäftspraktiken und der damit verbundenen Meinungsentwicklung zu setzen. Wenn wir auch nur ein kleines Unternehmen sind, so wollen wir eindeutig klarstellen, dass man mit uns nur ehrliche Geschäfte machen kann. Geschäftsentwicklung funktioniert nachhaltig wesentlich besser ohne Korruption, davon sind wir alle hier im „Fabrikle“ überzeugt. Unser Unternehmen soll sich zudem im Sinne der „Best Practice“ weiterentwickeln und durch die Publikationen von und die Treffen mit Transparency lernen. Der Austausch mit Persönlichkeiten, die im Kampf gegen Korruption Erfahrung haben, ist meines Erachtens nirgends besser möglich. Die aktive Beschäftigung mit Korruptionsbekämpfung als korporatives Mitglied von Transparency Deutschland wirkt als Prophylaxe. Man lernt, prekäre Situationen frühzeitig zu erkennen und damit umzugehen.

Welche Schwerpunkte umfasst Ihr Umsetzungsprogramm zur aktiven Korruptionsprävention, zu dem Sie sich durch die Mitgliedschaft freiwillig verpflichtet haben? Wie viel Formalisierung benötigt die Korruptionsprävention in einem mittelständischen Familienunternehmen wie der Michael Koch GmbH?
Wie in jedem Unternehmen sind auch wir gehalten, aktive und passive Korruption auszuschließen. In einem kleinen Unternehmen wie dem unsrigen sind zur Sicherung dieses Anspruchs sicher nicht die umfangreichen Maßnahmen zu treffen, wie in einem weltumspannenden Großkonzern. Wir dürfen aber nicht die Hände in den Schoß legen und wie viele Unternehmerkollegen meinen, der Chef eines mittelständischen Unternehmens habe eh alles im Griff. Bei uns besteht das Umsetzungsprogramm hauptsächlich aus 1. Aufklärung und Sensibilisierung der Mitarbeiter sowie 2. klare Strukturen und Arbeitsteilungen in den einzelnen Prozessen. So sind Einkauf, Wareneingang, Rechnungsprüfung, Rechnungsbegleichung und Buchhaltung organisatorisch und personell getrennt. Das gleiche gilt im Vertrieb für Akquise, Auftragsabwicklung sowie das betriebswirtschaftliche Auftragscontrolling. Wenn es um Einladungen und Geschenke geht, gibt es ebenfalls klare Regeln aktiv wie passiv. Außerdem wissen die Mitarbeiter, dass sich auch die Eigentümer an die Regeln halten und darüber hinaus, an welchen Anwalt sie sich vertraulich wenden können, wenn sie Verdachtsmomente haben.

Auf welche Reaktionen aus dem Geschäftsumfeld Ihres Unternehmens ist die Unterstützungserklärung für die „Koalition gegen Korruption“ gestoßen, die auch auf Ihrer Homepage offensiv platziert ist?
Die erste Frage lautet stets „Hatten Sie schon Probleme mit Korruption?“ Dass man sich grundsätzlich und ohne konkreten Anlass im eigenen Haus als Unternehmen gegen Korruption engagiert, kommt nur wenigen in den Sinn. Dann zeigt sich in einem zweiten Schritt Verständnis, dass aber insbesondere bei Menschen, die im Export oder direkt im Ausland aktiv sind, häufig die Vorstellung herrscht, in diesem oder jenem Land habe man ohne Korruption keine Chance. Das führt dann zu teils ausgiebigen Diskussionen, die zumindest ein weiteres Nachdenken beim Gesprächspartner verursachen. 

Beteiligt sich das Unternehmen jenseits der Anwendung kollektiver Wirtschaftsgrundsätze an der Vereinsarbeit von Transparency Deutschland?
Wir sind erst seit einigen Monaten Mitglied. An einem ersten Treffen der korporativen Mitglieder in Stuttgart sowie an der Mitgliederversammlung in Frankfurt habe ich gerne teilgenommen, und die Treffen haben uns wertvolle Informationen gebracht. Zudem habe ich den Eindruck, dass der ungezwungene Kontakt und Austausch mit einem Kleinen auch für die großen korporativen Mitglieder zumindest interessant ist, schließlich haben viele ihrer Zulieferer unsere Größe. Bei den Arbeitsgruppen ist die regelmäßige Mitarbeit leider noch nicht möglich. Hierbei zeigt sich das Größenproblem eines kleinen Unternehmens deutlich. Während Großkonzerne ihr Größenproblem durch große Compliance-Abteilungen lösen, sind bei uns die Ressourcen sehr begrenzt. Schließlich sind wir auch über Transparency Deutschland hinaus in anderen Kreisen aktiv und versuchen auch dort, eine Lanze für den Kampf für Transparenz und gegen Korruption zu brechen. In der Industrie- und Handelskammer, weiteren regionalen Gremien und vor allem in der Lokalpolitik als Gemeinderat und 2. Bürgermeisterstellvertreter bin ich selbst in vielen Bereichen engagiert. So sind Informationsfreiheit und Kommunen sowie als Aktiver auch der Sport für mich weitere Themen bei Transparency Deutschland, die ich besonders aufmerksam verfolge.

Die Fragen stellte Andrea Priebe.