Vorstellung korporativer Mitglieder: HELIOS
Interview mit Silke Schünemann-Glier, Leitung Compliance der HELIOS Kliniken GmbH
Helios ist nun seit einer Reihe von Jahren Mitglied bei Transparency Deutschland. Was sind Ihre wichtigsten Erfahrungen?
Einer der Beweggründe für die Mitgliedschaft von HELIOS bei Transparency Deutschland war der, dass wir uns ein kritisches Feedback zum Stand und zur Entwicklung unseres Compliance- Systems erhofft haben. Transparency Deutschland hatte uns beim Beitritt empfohlen, allmählich ein ausgereiftes Compliance-Management- System aufzubauen. Wir haben das verstanden und sind zunächst den Weg konsequent über die Weiterentwicklung unserer Konzernregelung Transparenz gegangen. Wir haben damit viel Akzeptanz bei unseren Mitarbeitern gewonnen. Compliance wird als konkretes praktisches Thema im Alltag unserer Kliniken verstanden. Nun ist die Basis geschaffen für den Aufbau einer Compliance-Abteilung, die das bestehende Risikomanagement koordiniert und künftig strukturiert über das gesamte Unternehmen weiter ausbaut.
Hilft Ihnen der Austausch mit den anderen korporativen Mitgliedern, die Klinikgruppe im Hinblick auf Korruptionsprävention klarer zu positionieren?
Der Austausch fand bislang – meist aus Anlass konkreter Fragestellungen – zu einzelnen der genannten Themen statt. Das war stets konstruktiv und hilfreich. Ein Chefarzt unserer Arbeitsgruppe Transparenz ist daneben auch Mitglied der Arbeitsgruppe Gesundheitswesen bei Transparency Deutschland. Mit dem weiteren Ausbau des Compliance-Bereichs bei HELIOS wird sich dieser Austausch weiter vertiefen und – wie wir hoffen – noch aktiver gestalten lassen. Bei Themen wie der Teilnahme an Kongressen oder bei Geschenken können wir auf fast zehn Jahre Erfahrungen zurück blicken. Beim Thema Hinweisgeber- System oder anonyme Hotline hingegen erhoffen wir uns wertvolle Hinweise von den anderen korporativen Mitgliedern.
Es wird immer wieder gesagt, dass man gerade im intransparenten Gesundheitssystem mehr Kontrolle brauche. Andere hingegen sagen, es gebe zu viel Kontrolle, da bleibe zu wenig Zeit für die Patienten. Haben wir im Verhältnis der Kliniken zu den Ärzten oder zu den Zulieferern von Medikamenten und Medizinprodukten Kontrolldefizite oder gerade das richtige Quantum an Kontrollen oder etwa durch zu viele Vorschriften ein Übermaß an Bürokratie?
Regeln einzuhalten und diese auch zu kontrollieren schmälert keineswegs die Zeit für die menschliche Zuwendung am Patienten. Klare Regeln schaffen vielmehr sogar mehr Zeit - gerade für das Wesentliche. HELIOS hat deshalb klare Regeln für transparentes und korrektes Verhalten im Unternehmen und für die Zusammenarbeit mit Dritten aufgestellt – unter anderem mit der Konzernregelung Transparenz. Diese Regelungen gelten auch für unsere Vertragspartner und werden jeweils Vertragsbestandteil. Die Weiterentwicklung unserer Regelungen basiert auf einem stetigen Lernprozess. So wollen wir sicherstellen, dass die Regeln im Alltag tatsächlich eingehalten werden können und dies auch kontrolliert wird. Wir tun also alles, um aus Regeln und Kontrolle keine Bürokratie zu machen.
Helios hält sich viel zugute auf eine besondere „Fehlerkultur“ im Unternehmen.
Fehlerkultur bedeutet für uns den offenen Umgang mit Fehlern und die Übernahme von Verantwortung. Fehlerquellen werden sowohl intern als auch extern, etwa über das Internet, kommuniziert. Unsere medizinischen Fachgruppen erstellen Standards. Wir diskutieren Fehler offen in der Rubrik „Felher des Monats“ in unserer Mitarbeiter- und Patientenzeitschrift HELIOS aktuell. Aus so reflektierten Fehlern lernen wir, die gleichen Fehler in Zukunft zu vermeiden oder zumindest das Fehlerrisiko zu minimieren. In de rmedizinischen Ausbildung kommen diese Themen leider immer noch viel zu kurz. Unsere Leitbilder „Sorry works!“ und „Aus Fehlern lernen“ sind deswegen Thema auf allen Einführungsveranstaltungen für neue Mitarbeiter und regelmäßig auch bei den klinikübergreifenden Frühjahrs- und Jahrestagungen.
Könnten Sie sich eine Intensivierung Ihrer Mitarbeit bei Transparency Deutschland vorstellen, und wie könnte diese gegebenenfalls aussehen?
Unsere Konzernregelung Transparenz wird derzeit überarbeitet. Hier und beim weiteren Ausbau unseres Compliance- Bereiches erhoffen wir uns Unterstützung von Transparency Deutschland, etwa beim Aufbau eines Hinweisgeber-Systems. Wir können uns eine Intensivierung unserer Mitarbeit bei Transparency also gut vorstellen.
Das Interview führte Anke Martiny.