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Vorstellung korporativer Mitglieder: Das Nord Süd Forum München

Das Nord Süd Forum München e.V. ist ein Zusammenschluss von über 60 Münchener Initiativen, die im entwicklungspolitischen Bereich aktiv sind. Als Dachverband und Netzwerk plant und organisiert der Verein gemeinsame Aktivitäten und Projekte. Zwischen Transparency Deutschland und dem Nord Süd Forum München besteht eine Mitgliedschaft auf Gegenseitigkeit. Der Verein ist Mitunterzeichner der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. Wir haben den Vorstandsvorsitzenden Heinz Schulze befragt.

Können Sie uns etwas über die Anfänge des Nord Süd Forum München erzählen?

Vor über 20 Jahren wurde, vereinfacht gesagt, klar: Es gibt keine erste, zweite und dritte Welt sondern nur die„Eine Welt“ und: Nur wenn sich bei uns im Norden Dinge grundsätzlich ändern, kann es den Menschen im globalen Süden besser gehen. Dazu gehören: Gerechte Produktions-, Wirtschafts-und Handelsbedingungen, Frieden, Durchsetzung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte (WSK-Pakt) und zwar dort genau wie hier. Mit dieser Grundhaltung gründeten einige „Eine-Welt-Gruppen“ das Nord Süd Forum München e.V. mit dem Schwerpunkt auf die lokalen Notwendigkeiten und Veränderungsmöglichkeiten. Als Motto gilt immer noch: „Global denken – lokal handeln“ und „Von München soll kein Schaden ausgehen“.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Stadt München konkret?

Das Kulturreferat der Stadt unterstützt uns bei Personal, Büro und der Informations- und Bildungsarbeit. Das Referat für Gesundheit und Umwelt unterstützt Maßnahmen zum Beispiel im Bereich „Fair-Trade Stadt München“ oder bei der Klimapartnerschaft Münchens mit dem indigenen Volk der Asháninka im Regenwald Perus. Aus der Fülle an Projekten ist zu nennen: Wir waren maßgeblich mitbeteiligt am Aufbau des Eine Welt Hauses in München; es wurde der Beschluss erreicht „München kauft keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit“; mit Unterstützung durch das Eine Welt Netzwerk Bayern – weil diese Maßnahme einen Beschluss der Bayerischen Staatsregierung erforderlich machte – gelang: Auf städtischen Friedhöfen dürfen keine Grabsteine aufgestellt werden, die unter ausbeuterischen Bedingungen hergestellt werden.

Ist beim Nord Süd Forum auch der Kampf gegen Korruption ein Thema?

Ja, natürlich. Ein aktuelles Beispiel ist der Riesenkorruptionsskandal in Brasilien und Peru. In Brasilien hat der Erdölriese Petrobras alle Parteien und Präsidenten – von rechts bis links – systematisch bestochen. Eine der größten Baufirmen in Brasilien, Odebrecht, hat speziell in Peru im Wettbewerb um Zuschläge bei großen Bauvorhaben riesige Bestechungssummen bezahlt. Die letzten vier peruanischen Präsidenten, viele Regionalpräsidenten und Minister waren korrupt. Odebrecht hatte ein eigenes „Büro für sonstige Zahlungen“ eingerichtet. Die Bestechungssumme beträgt über 4 Milliarden Dollar. Die Berechnungsgrundlage: 1 Dollar Bestechung ergibt 4 Dollar Gewinn. Fast alle dieser Großprojekte liefen unter der Prämisse Private-Public- Partnership. Was wir tun können, ist über solche Vorgänge öffentlich zu berichten und Folgerungen zu ziehen.

Und was sind diese Folgerungen – was muss sich aus Ihrer Sicht ändern?

Wenn jetzt die Justiz aktiv und unbestechlich arbeitet, muss das von der Zivilgesellschaft positiv begleitet werden. Die öffentlich-privaten Partnerschaftsprojekte speziell bei Großprojekten sind nur mit allergrößter Transparenz zu akzeptieren. Die moralische Entrüstung über korrupte Politiker ist verständlich; Schuldige müssen in Haft. Aber damit ändert sich das Grundübel nicht. Das Problem ist das aktuelle Wirtschaftssystem. Bei Projekten, die von hier aus unterstützt werden, sind die Partner im globalen Süden zu befähigen und darin zu stärken, dass ohne Zahlung von Schmiergeld Baugenehmigungen, Einrichtung von Gesundheitsposten oder Trinkwasserversorgung erreicht werden. Wenn sich Vorhaben dadurch länger hinziehen, ist das auszuhalten. |

Die Fragen stellte Heike Mayer.