Publikationen
Rezension

Susan Rose-Ackerman: Corruption and Government. Causes, Consequences, and Reform.

Cambridge University Press, 1999. 266S. ISBN 0 521 65912 4

Susan Rose-Ackerman war eine der ersten, die Ende der 1970er Jahre formale ökonomische Methoden zur Analyse von Korruption einsetzte ("Corruption: A Study in Politcal Economy" (1978)). Der vorliegende Band wendet sich glücklicherweise an eine breitere Leserschaft und kommt ganz ohne Gleichungen aus. Rose-Ackerman hat Mitte der 1990er Jahre die Welle gesteigerten Interesses am Korruptionsthema hautnah miterlebt und wohl auch mitbeeinflusst: Bereits 1994 trat sie dem Board von TI-USA bei, von 1995 bis 1996 war sie Visiting Research Fellow bei der Weltbank. Sie arbeitete mit am "Korruptionskapitel" im hochgradig einflußreichen World Development Report von 1997 ("The State in a changing World"), der es unternahm, die Rolle des Staates innerhalb des Entwicklungsprozesses neu zu verorten.

"Corruption and Government" ist ein recht "dichtes" Buch, das auf seinen 266 Seiten beinahe jeden Aspekt des Korruptionsproblems auf durchgängig hohem analytischen Niveau aufgreift. Die Analyse wird illustriert durch Beispiele aus der Praxis und ist immer auch im Hinblick auf sinnvolle Reformen formuliert.

Der erste Teil des Buches ("Corruption as an Economic Problem") geht der Frage nach, wie Korruption durch Fehlanreize in öffentlichen Programmen entsteht. Sinnvolle Reformen müssen an diesen Fehlanreizen ansetzen und reichen von der Streichung der Programme, wo diese keine positive Funktion übernehmen (Importlizenzen etc.), Privatisierung (Voraussetzung ist aber hier, das Strukturen bestehen, die verhindern, dass es im Verlauf der Privatisierung selbst zu Korruption kommt), über Reformen des Öffentlichen Dienstes und (straf-)rechtliche Maßnahmen, bis hin zur Reform des öffentlichen Beschaffungswesens.

Nachdem im zweiten Teil kurz die Frage nach der kulturellen Dimension des Korruptionsphänomens gestreift wird, befasst sich der dritte Teil, "Corruption as a Political Problem", mit der Frage nach der Rolle des politischen Systems: Welchen Einfluss hat die Verteilung der Macht zwischen Staat und Privatsektor? Ist Demokratie ein Allheilmittel? Der wichtigste Punkt, so Rose-Ackerman, ist eine effektive Kontrolle politischer Macht, die durch demokratische Wahlen allein noch nicht garantiert wird. Institutionen wie eine unabhängige Justiz, eine freie Presse und eine starke Zivilgesellschaft leisten diese Aufgabe in der Regel besser.

Der abschließende vierte Teil widmet sich der unangenehmen Frage, wie die notwendigen Reformen umgesetzt werden können. Er untersucht die Rolle der internationalen Gemeinschaft und fragt nach den notwendigen Bedingungen in den Ländern selbst, der Funktion von Skandalen und Krisen, Führungspersönlichkeiten und der Rolle von Demokratisierung.

Das Buch bietet keine einfache Lösung für ein komplexes Problem. Es wäre auch nicht seriös, ein Universalrezept für erfolgreiche Korruptionsbekämpfung anzubieten, das sich gleichzeitig weltweit anwenden ließe. Aber man kann die Probleme identifizieren und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Umsetzung dieser Lösungen wird immer Phantasie, Geschick und auch glückliche Umstände erfordern.