Publikationen
Rezension

Stephan A. Jansen, Eckhard Schröter, Nico Stehr: Transparenz. Multidisziplinäre Durchsichten durch Phänomene und Theorien des Undurchsichtigen.

VS Verlag, Wiesbaden 2010, 436 S., 49,95 Euro

Der umfangreiche Sammelband enthält insgesamt 22 Beiträge, die drei Kategorien mit jeweils eigenen Einleitungen zugeordnet sind: Wirtschaft, Kultur und Politik. Teilweise sind die Beiträge in Englisch, in der Mehrzahl jedoch in Deutsch verfasst. Es wäre unmöglich, die große Bandbreite der Beiträge in einer Rezension wiederzugeben, daher seien nur zwei herausgegriffen. Piotr Sztompka stellt sich die schwierige, für die Politik- wissenschaft alte Frage, inwieweit Demokratien Vertrauen oder Misstrauen brauchen. Auf der einen Seite sei Misstrauen der Bürgerinnen und Bürger gegenüber den staatlichen Institutionen geboten. Auf der anderen Seite müsse Vertrauen, dass die gegenseitige Kontrolle der Institutionen funktioniere, in der Gesellschaft verankert sein. Letztes Korrektiv, wenn dies aus dem Gleichgewicht gerate, seien demokratischen Wahlen. Eine pure Vertrauen- oder Misstrauendiskussion lehnt Sztompka ab. Tero Erkkilä arbeitet am Beispiel von Finnland heraus, wie „Transparenz“ (transparency) als konzeptioneller Begriff die „Öffentlichkeit“ (publicity) abgelöst habe. Der Begriff der Öffentlichkeit habe implizit auch Anforderung an einen Diskurs beinhaltet. Transparenz hingegen fokussiere als Begriff stärker auf eine Outputdimension. Die hohe Unterschiedlichkeit der Beiträge ist Stärke und Schwäche des Sammelbandes zugleich. Es ist eine Stärke, weil deutlich wird, in welch unterschiedlichen Kontexten der Begriff der Transparenz inzwischen verwendet wird. Es ist eine Schwäche, weil vermutlich je nach Zielgruppe nur ein Teil der Beiträge auf das Interesse der jeweiligen Lesenden stößt.

Christian Humborg

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers / der Vefasserin wieder.