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Rezension

Shelley, I. Louisa: "Dirty Entanglements"

Cambridge University Press, New York 2014, 386 S., 26,95 Euro

Louise I. Shelley, Professorin an der George Mason University und Leiterin des dortigen Terrorism, Transnational Crime, and Corruption Center, hat ihr Lebenswerk verfasst. Äußerst detailreich stellt Shelley in ihrem Buch das enge Zusammenspiel dieser drei Elemente dar: Korruption, Kriminalität und Terrorismus. Ihre wissenschaftliche Herangehensweise wird durch zahlreiche Fallbeispiele unterfüttert. An einigen Stellen wären Redundanzen durch eine weniger detaillierte Aufteilung des Buches aber vermeidbar gewesen.
Zweifelslos liefert das Buch jedoch einen sehr kenntnisreichen Einblick in alle drei Themenfelder. Hierbei wird die Entwicklung von „alter“ zu „neuer“ Kriminalität ebenso wie die Transformation des Terrorismus nachvollziehbar erläutert. Dabei haben sich die Beziehungen zum Staat und die jeweilige Rolle von Korruption verändert (Überblick auf S. 106/107). So sei unter anderem nach dem Ost-West-Konflikt die Rolle des staatlich gesponserten Terrorismus zurückgegangen, und der „neue“ Terrorismus bediene sich dem „Ermöglicher“ Korruption wesentlich stärker. Besonders interessant sind zudem Shelleys Ausführungen zur Finanzierung des Terrorismus durch Organisierte Kriminalität. Dabei würde von Kriminellen oftmals ein „Produktmix“ (S. 175) angestrebt, der illegale Aktivitäten – von Lösegelderpressungen über Produktpiraterie bis hin zu Cyberkriminalität – mit legalen Unternehmungen verbinde, um eine stabile Finanzierungsgrundlage zu gewährleisten.
Diese Darstellungen unterstreichen die Komplexität des Nexus von Korruption, Kriminalität und Terrorismus. So beschreibe beispielsweise die US-Strategie gegen transnationale Kriminalität aus dem Jahr 2011 den Gegenstand als „hybride Bedrohung“, der nur – wie es Shelley nennt – durch eine „gesamtgesellschaftliche Herangehensweise“ (S. 19) begegnet werden kann; hier wird auch die zentrale Rolle von Transparency International betont (S. 337). Leider schließt sich der Generalkritik am US-Ansatz, wenig Konkretes hinsichtlich einer Idee für eine effektivere Strategie an. Bei der Komplexität der Materie wäre dies aber wohl zu viel verlangt. Und so bleibt doch nur Shelleys Resümee zu beherzigen, dass es keine Alternative zu einem koordinierten und unnachlässigen Vorgehen gibt – das an sich stetig angepasst beziehungsweise optimiert werden muss.

Tobias Hecht

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