Publikationen
Rezension

Rotsch, Thomas (Hg.): "Criminal Compliance"

Nomos, Baden-Baden, 2015, 1504 Seiten, 189 Euro

Thomas Rotsch, Lehrstuhlinhaber für Deutsches, Europäisches und internationales Straf- und Strafprozessrecht, Wirtschaftsstrafrecht und Umweltstrafrecht in Gießen, Herausgeber des Bandes sowie die weiteren Autoren legen mit dem Handbuch Criminal Compliance eine umfassende – praxisbezogene – Darstellung dieses interdisziplinären Themenfeldes vor.
Anspruch dieses Standardwerkes ist eine „systematisch-wissenschaftliche Fundierung“ der Criminal Compliance.
Das Buch gliedert sich in sechs Teile, welche 38 Paragraphen beinhalten. In Teil eins und zwei werden die Entwicklung, Grundlagen und allgemeine materielle Fragen bearbeitet, insbesondere die Begriffsbestimmungen und Abgrenzungen von Compliance als „inhaltslose Modeerscheinung“. Unterschieden wird zwischen einer „gewissen Langsamkeit und Gründlichkeit verpflichteten Wissenschaft“ und der „ganz anderen Zwängen unterworfenen Beratungspraxis“.
Die theoretische Grundlegung weist jedoch streckenweise – auch durch Verschachtelungen – Längen auf. An anderer Stelle führt dieses dazu, dass sich Passagen auszugsweise wiederholen – so zum Beispiel §1 Randnummer 37 und §4 Randnummer 7.
Die zahlreichen Binnenverweise lenken den Leser systematisch an alle in Zusammenhang stehenden Quellen.
In Teil drei werden von den Autoren die fachspezifischen Gebiete, wie Strafrechtliche Produkthaftung, Umweltstrafrecht, öffentliche und private Korruption, Straftaten nach UWG, Kartellstrafrecht, Außenwirtschaftsstrafrecht, Gesundheitswesen, Pharma, Datenschutzstrafrecht, Internetstrafrecht, Bilanzstrafrecht und Geldwäsche-Compliance dargestellt.
Teil vier behandelt Criminal Compliance in den USA, der EU und Großbritannien (Bribery Act 2010).
Der fünfte Teil beschäftigt sich mit verfahrensrechtlichen Fragen der Criminal Compliance. Hier werden Compliancemaßnahmen wie Richtlinien, interne Ermittlungen und Whistleblowing aus strafrechtlicher, kriminologischer und unternehmenspraktischer Sicht behandelt.
Der letzte Teil widmet sich der Wirksamkeit von Compliance aus kriminologischer Sicht und den Sanktionen (Geldbuße und Verfall nach OWiG).
Die interdisziplinäre Betrachtung von Compliance würde auch noch einen zweiten Band füllen können.
Zu kritisieren ist die schlechte Bindung des Buches, die schon dem Probegebrauch nicht standhält.

(Katharina Schröer)

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