Publikationen
Rezension

Reinhard Mohn: Menschlichkeit gewinnt. Eine Strategie für Fortschritt und Führungsfähigkeit.

Goldmann Verlag 2001 252 Seiten, € 8. ISBN: 3442151619

Mit dem durch die französische Revolution geprägten Menschenbild, der Staatsform der Demokratie, dem Fortschritt in der Wissenschaft, den Möglichkeiten der Technik sowie der entstehenden globalen Kommunikation und Kooperation haben sich auf der Welt Existenzbedingungen und Zielvorstellungen entwickelt, die die tradierten Regeln unserer Gesellschaftsordnung in Frage stellen. Von diesem kulturellen Wandlungsprozess sind alle Institutionen unserer Gesellschaft betroffen. Mit der Forderung, uns zu einer verantwortungsbewussten und lebendigen Bürgergesellschaft zu entwickeln, ruft Reinhard Mohn in seinem Buch "Menschlichkeit gewinnt" zu einer umfassenden Systemfortschreibung unserer gesellschaftlichen Ordnung auf. Bei den anstehenden Reformen plädiert Mohn, 1998 zum Unternehmer des Jahrhunderts ernannt, zur Übernahme von Führungsmandaten und -verantwortung und mit der Delegation von Verantwortung zur Freisetzung eines großes Kreativitätspotentials. Die Wiederherstellung der Gemeinschaftsfähigkeit unserer Gesellschaft - bei der Wahrnehmung eigener Interessen besteht eine Verpflichtung zur Berücksichtigung gleichberechtigter Ansprüche der Mitmenschen - stellt dabei die wichtigste Voraussetzung für die Sicherung der Zukunft dar. Der Staat bildet hier keine Ausnahme. Gefangen in parteipolitischer Opportunität und Gefälligkeitspolitik zur Stabilisierung von Macht, können Politik und Staat ihrer eigentlichen Verantwortung zur Zukunftsgestaltung immer weniger gerecht werden. "Menschlichkeit gewinnt" gefällt hier durch die vehemente Forderung, auch in der Politik die in der Wirtschaft bewährten Prinzipien des Wettbewerbs in Verbindung mit der Etablierung von Grundsätzen der Führungsverantwortung und des Vertrauens einzuführen. Über die Bewertung von Leistungen würden im Staat wichtige Motivationsanreize für die Mitarbeiter geschaffen und die Transparenz von politischen Entscheidungen gefördert.

"Menschlichkeit hat nichts zu verbergen - dagegen werden Absichten, die auf Kosten anderer Menschen gehen, geheimgehalten". Transparenz ist der Feind des Totalitarismus, nicht aber der Demokratie. Die Einführung eines Informationsfreiheitsgesetzes auf Bundesebene wäre das richtige Signal des Staates zur aktiven Beteiligung am gesellschaftlichen Transformationsprozess und zur Förderung von Freiheit und Eigenverantwortlichkeit in unserer Gesellschaft.

"Menschlichkeit gewinnt" wurde Transparency International im Rahmen der Verleihung des Carl Bertelsmann Preises 2002 überreicht. Die Bertelsmann-Stiftung würdigte TI mit dem Preis als nachahmenswertes Modell, wie drängende Probleme beim Versagen des Staates und des Marktes durch zivilgesellschaftliches Engagement gelöst werden können.