Publikationen
Rezension

Marc Pieth (Hrsg.): Collective Action: Innovative Strategies to Prevent Corruption

Dike Verlag, Zürich/St. Gallen 2012, 231 Seiten, 58 Schweizer Franken

„Gemeinsam sind wir stark!“ Das gilt nicht nur für die Segler auf dem Titelbild, sondern auch für Unternehmen, die sich im rauen Wind des Welthandels ohne Korruption durchsetzen wollen oder gegen Erpressung wehren müssen. Wenn ein einzelner Reeder oder ein Trucker mit einer Zollbehörde oder einer Regierung verhandelt, hat er wenig Chancen. Wenn aber eine Gruppe der größten Banken oder fünfzig Reeder oder hunderte von Truckern vereint auftreten, dann können sie für weniger Korruption und ein „level playingfield“ sorgen.

Marc Pieth und sein Team vom Basel Institute on Governance treten seit über zehn Jahren für Compliance und Collective Actions gegen Korruption ein. Auf diesen Erfahrungen basiert das Buch ebenso wie das von ihnen gegründete Internationale Zentrum für Collective Action (ICCA), das forscht, informiert und auch selbst die Gründung von Collective Actions unterstützt.
Marc Pieth gibt eine hervorragende Einführung in das Thema Collective Action und Korruption bevor er erfahrene Autoren aus Unternehmen, Regierungen, Nicht-Regierungs-Organisationen und Internationalen Organisationen über die Antriebskräfte für und die bisherigen Erfahrungen mit Collective Actions berichten lässt, zum Beispiel über die „Wolfsberg Group“ wichtiger Banken, die Extractive Industries Transparency Initiative (EITI), die European Defense Industries Initiative, die UN Global Compact Initiative oder die Construction Sector Transparency Initiative (CoST).

In einem guten Mix von Theorie und praktischer Erfahrung zeigt das Buch, warum und wie Collective Actions zu errichten sind. Deutlich wird die organisatorische und wettbewerbsrechtliche Notwendigkeit eines guten Moderators herausgestellt. Bei der Entstehung des Buches war allerdings noch nicht absehbar, dass zum Beispiel bei der Deutschen Bank im Jahr 2015 ein riesiger Geldwäscheskandal in Russland zu Tage treten würde, obwohl sie sich als Mitglied der Wolfsberg Group zum Ziel gesetzt hatte, Standards in der Bekämpfung der Geldwäsche zu setzen. Offensichtlich haben manche Unternehmensleitungen die uralte Managementweisheit: „Walk your talk“, die gerade bei der Korruptionsprävention unabdingbar ist, immer noch nicht gelernt. Das Thema Collective Action ist und bleibt spannend.

Transparency-Mitglieder können direkt beim Basel Institute on Governance ein kostenfreies Exemplar anfordern.

(Norbert Graf Stillfried)

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers / der Verfasserin wieder.