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Rezension

Kevin Bales: "Die neue Sklaverei"

(Orig.: Disposable People - New Slavery in the Global Economy). Aus dem Englischen von Inge Leipold, Verlag Antje Kunstmann, München 2001. 380 Seiten, Preis: EURO 22,50

In früheren Zeiten waren Sklaven auf eine zynische Weise wertvoll. Ihre Arbeitskraft und ihr Verkaufswert sollten erhalten bleiben. Heute haben Menschenhändler und Sklavenhalter es nicht einmal nötig, Rücksicht auf solche wirtschaftlichen Überlegungen zu nehmen. In vielen Ländern der Welt werden Menschen entführt und gefangen gehalten, verkauft und verschoben, in Schuldknechtschaft und Leibeigenschaft gepreßt, an ihre Arbeitsplätze gekettet, mißhandelt und geschlagen. Nicht alle werden gewaltsam versklavt. Die Armen und Ungebildeten geraten häufig aus Not in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und in die Schuldenfalle.

So beschreibt der amerikanische Soziologe Kevin Bales den modernen Menschenhandel in seinem Buch: "Die neue Sklaverei" (in ausgezeichneter deutscher Übersetzung erschienen im Kunstmann-Verlag, München). Nach seiner sehr vorsichtigen Schätzung und einer engen Definition beläuft sich die Zahl der Sklaven heute weltweit auf 27 Millionen - mit steigender Tendenz. In Afrika - Ironie der Geschichte - gibt es neben der Zwangsrekrutierung von Knaben als Kindersoldaten und von Mädchen als Sexsklavinnen durch die diversen Rebellenarmeen in einigen Ländern noch die traditionellen Feld- und Haussklaven. Wer der Ansicht ist, in Europa und Nordamerika gäbe es keine Sklavenhaltung, der sollte sich bei Menschenrechtsorganisationen über den Handel mit Mädchen und Frauen und die Zustände in Bordellen informieren.

Der Menschenhandel ist neben dem Drogen- und Waffengeschäft der lukrativste Erwerbszweig des internationalen organisierten Verbrechens geworden. In vielen Ländern sind eine korrupte Polizei und bestochene Behörden aktiv darin verwickelt. Der Autor ruft seine Leser auf, den Kampf gegen die Sklaverei aktiv zu unterstützen, indem sie sich darum kümmern, den Sumpf der Korruption trocken zu legen.

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