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Junge Aktive im Porträt: Marina Popzov

"Viele Leute haben zu großen Respekt vor dem Thema Finanzen"

Marina Popzov, Jahrgang 1988, hat zwischen zwei Studienabschlüssen (2012 Bachelor an der Universität London, 2017 Master an der Universität Edinburgh) Berufserfahrungen im Bereich der internationale Finanzwelt gesammelt: zunächst als Finanzassistentin bei einem internationalen Beratungsunternehmen, dann als Beraterin für strategische Finanzkommunikation und anschließend als Compliance-Officer in einer Aktiengesellschaft. Im Dezember hat sie ehrenamtlich die Leitung der Arbeitsgruppe Finanzwesen bei Transparency Deutschland übernommen. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin für das Netzwerk Steuergerechtigkeit.

Woher kommt Dein Interesse am Thema Finanzen?

Egal welchen sozial-politischen Fragen man sich widmet, Geld ist immer ein zentraler, oft entscheidender Faktor. Trotzdem haben viele Leute zu großen Respekt vor dem Thema. Das hat mich neugierig gemacht. Denn obwohl wir es alle täglich in der Hand haben, haben angeblich nur Experten wirklich Zugang zu dem Thema. Das wollte ich für mich widerlegen.

Du hast kürzlich in Edinburgh den Master im Fach Global Crime, Justice and Security sehr erfolgreich absolviert. Wie ist es seitdem beruflich für Dich weitergegangen?

Ich arbeite nun als Beraterin für Politik und Strategie bei der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Trotz meines Interesses für Finanzen habe ich nie eine klassische Karriere in dem Bereich angestrebt, mir ging es immer auch um die politischen Zusammenhänge und Gestaltungsräume. Das kann ich nun gut verfolgen.

Du bist seit 2014 ehrenamtlich bei Transparency Deutschland engagiert — wie kam es dazu?

Zu dem Zeitpunkt war ich noch als Compliance-Officer beschäftigt und musste mich mit bereits geschlossenen Gesetzen auseinandersetzen, ohne die Hintergründe zu erfassen. Mich haben aber gerade die Prozesse dahinter interessiert, ich war neugierig: Ich wollte verstehen, wie alles funktioniert. Was liegt den Entscheidungen zugrunde? Wer entscheidet überhaupt? Warum gibt es Sanktionen für gewisse Länder, wie politisch ist das motiviert? Das war der Einstieg. Mittlerweile möchte ich auch selbst mehr mitgestalten.

2016 warst Du bei der einwöchigen „Transparency International School of Integrity 2016“ in Litauen. Kannst Du die Teilnahme an dem Seminar empfehlen?

Es war eine intensive Zeit, die mir bei dem grundsätzlichen Verständnis für die Zusammenhänge super geholfen hat. Vor allem aber ist es eine tolle Gelegenheit, andere Kollegen und aktive junge Menschen bei Transparency kennenzulernen und sich auszutauschen. Das klingt klischeemäßig, aber der Blick über den Tellerrand, das Verständnis für die Probleme in anderen Ländern, hat mich persönlich total bereichert. Politische Regelungen sind häufig auf Ländergrenzen beschränkt, aber die Auswirkungen von Finanzpolitik sind weltweit zu spüren.

Die Fragen stellte Heike Mayer