Publikationen
Rezension

Jacques Cory: "Business Ethics. The Ethical Revolution of Minority Shareholders."

Kluwer Academic Publishers, Boston, Dordrecht, London 2001. ISBN: 0-7923-7300-6.

Die Verankerung ethischer Prinzipien in der Wirtschaft ist keine Modeerscheinung, sondern eine neue wirtschaftliche Stufe, "after taylorism, the marketing, the organization, the quality and the ecology", die sich - friedlich oder aggressiv - durchsetzen wird. Dies versichert Jacques Cory, Autor dieses Buches und Mitglied von TI-Israel. Cory hat eine 30jährige Karriere in der israelischen High-Tech-Industrie hinter sich. Seine Erfahrungen aus den USA, Israel und Frankreich bilden den Hintergrund dieses Buches.

"Business Ethics" berichtet nichts wirklich Neues: Dass die Kleinaktionäre von finanziell relevanten Entwicklungen in "ihren" Firmen zuletzt erfahren, ist ebenso bekannt wie die Tatsache, dass Prozesse von Privatpersonen gegen Großkonzerne zwecklos sind. Beeindruckend ist allerdings, wie detailliert Cory dieses Wissen anhand umfassend recherchierter Fälle belegt. Die Fallschilderungen demonstrieren, wie Konzerne ihre Verbrechen an den Kleinanlegern derart verkomplizieren, bis der Justiz und den Medien das Unethische und Illegale ihres Verhaltens nicht mehr durchschaubar ist.

Cory will jedoch auch gar nichts Neues berichten, sondern vielmehr die Masse der Kleinanleger auf das Unrecht, das ihnen geschieht, aufmerksam machen. Immerhin verfügen sie eigentlich über große Macht, denn zusammengenommen sind sie meist die größten Aktionäre einer Firma. Außerdem haben sie ein - bisher hauptsächlich moralisches - Recht auf Mitbestimmung: Denn sie sind "das Volk" des Firmenstaats und sollten daher demokratisch mitbestimmen können. Unterstützung finden unethische Verhaltensweisen in den absurden Moralvorstellungen unserer Gesellschaften: Während Firmenbosse, die sich auf Kosten der Kleinaktionäre bereichern, von ihren Kollegen mit Bewunderung betrachtet werden, sieht man Whistleblower, die auf ihr Gewissen hören und Verantwortung für die Allgemeinheit übernehmen, als Verräter an.

Lösungen für die Probleme sieht Cory in der Nutzung des Internets und in "Schwarzen Listen". Außerdem plädiert er für ethische Fonds, von denen er gleich eine ganze Reihe auflistet. Problematisch für manchen Leser/Anleger mag an den genannten Fonds sein, dass sie oft aus religiösen Gründen entstanden sind und daher den Handel mit Alkohol und Tabak für besonders unmoralisch halten, während beispielsweise Arbeitsbedingungen in Drittweltländern oder der Tierschutz recht weit unten in ihren Kriterienlisten rangieren. Auch das Problem der Kontrollierbarkeit solcher Fonds spricht Cory nicht an, wie er überhaupt auf die doppelte Bedeutung von "ethisch" - als Charakterzug einerseits, als strukturelles Merkmal der Firmenorganisation andererseits - nicht eingeht. Dennoch ist "Business Ethics" ein engagiertes Buch, das den üblichen Sachbüchern seiner Kategorie noch ein "Extra" voraus hat: Die Beispiele für moralische Konfliktsituationen wählt Cory fast sämtlich aus Werken der Weltliteratur.