"Im Kern eine Haltungsfrage"
Open Data Portal Bonn wird 5 Jahre alt
Seit Mai 2014 betreibt die Bundesstadt Bonn ein Internetportal, auf dem sie elektronische Datenbestände ihrer Verwaltung zur freien Nutzung öffentlich zugänglich macht. Ausgenommen davon sind personenbezogene Datenbestände, die dem Datenschutz unterliegen. Im Gespräch mit dem Scheinwerfer erläutert Sven Hense, Leiter IT-Anwendungen der Stadt, die Bonner Open Data-Strategie.
Welche Bedeutung hat Open Data für eine Kommune?
Open Data umfasst neben technischen Aspekten im Kern die Haltungsfrage einer Institution zur Transparenz. Die Umsetzung von Open Data ist nicht ein einzelnes Projekt, sondern vielmehr eine nachhaltige Neuausrichtung der IT-Informationszugänge zu allen Fachbereichen einer Kommune. Dazu zählt in konsequenter Folge auch, innerbetriebliche Arbeitsabläufe anzupassen, die Daten bereitzustellen beziehungsweise ein Datenmanagement für die Gesamtverwaltung aufzubauen. Der Umgang mit und Zugang zu Informationen sowie die frühzeitige Vorbereitung und Bereitstellung von Daten für Entscheidungsgrundlagen sind zentrale Elemente einer innovativen Verwaltung. Wer sich mit dem Themenfeld „Digitale Kommune“ im Hinblick auf die innerbetriebliche Organisation oder die Entwicklung einer Kommune hin zur einer Smart City beschäftigt und dabei innovativ sein möchte, kommt an dem Thema Informationsbereitstellung inklusive Open Data nicht mehr vorbei.
Warum betreibt die Bundesstadt Bonn das Thema so intensiv?
Auf der Basis gemeinsam mit der Community, Politik und Verwaltung entwickelter Leitlinien wurde Open Data als Prinzip für eine transparente und offene Bonner Stadtverwaltung durch einen Stadtratsbeschluss auf den Weg gebracht. Der politischen Entscheidung folgten mehrere Umsetzungsschritte, zu denen Datenbestände, wie beispielsweise Geo- oder Mobilitätsdaten, freigegeben und veröffentlicht wurden. Open Data ist mittlerweile ein Bestandteil im digitalen Behördenwandel und eine konsequente Antwort auf den gesellschaftlichen Wandel hin zu einer gestiegenen Erwartungshaltung nach Informationen. Wir sehen den freien und offenen Datenzugang als große Chance für die lokalen Erfordernisse der Community, Wirtschaft, Wissenschaft sowie nachhaltige Entscheidungsprozesse. Die Fachbereiche der Verwaltung werden dabei als Nutzerinnen untereinander davon selbst sehr profitieren.
Wie steht es mit der Bürgerbeteiligung beim Thema Open Data in Bonn?
In den letzten Jahren hat sich mit einer Vielzahl von IT-Meetups und bürgerschaftlichen Institutionen eine Community entwickelt. So entstand im Jahr 2015 über das Code for Germany Programm das Open Knowledge Lab Bonn, und zum Themengebiet „freie und offene Netze“ sind die Bonner Freifunker, Freie Netzwerker e.V. und The Things Network aktiv. Wir stehen in einem engen Austausch und konnten diese Aktivitäten zum „Digitalen Ehrenamt“ auch finanziell fördern. Zu Open Data können weiterhin Datensatzwünsche an uns eingegeben werden, und wir bieten ein Daten-Monitoring an.
Können Sie uns Beispiele aus der Praxis der Bundesstadt Bonn für die Nutzung von Open Data nennen?
Durch Open Data sind bereits einige Anwendungen entstanden. Die Themenbandbreite reicht von einer App mit Vornamenvorschlägen für Babys oder einer Informationsplattform für Urban Gardening bis hin zu Finanzdatenvisualisierungen für den städtischen Haushalt. Im gewerblichen Bereich nutzt der Mediensektor Geo- und Veranstaltungsdaten. Zudem besteht eine hohe Nachfrage nach Mobilitätsdaten bei StartUps. Die Stadt Bonn befindet sich im Informationsaustausch mit der Geschäftsstelle Open.NRW, der mCloud Geschäftsstelle beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Govdata.de sowie der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement KGSt und ist als Mitglied im Arbeitskreis Open Government des Landes NRW aktiv. Die interkommunale und föderal übergreifende Zusammenarbeit ist spannend und hilft bei der Weiterentwicklung von Open Data sehr.
Die Fragen stellte Ulrike Löhr.