Publikationen
Rezension

Guy Dehn und Richard Calland (Hrsg.): Whistleblowing Around the World - Law, Culture and Practice.

224 Seiten, ISBN 1-919798-56-0. 35 Euro.

(Bestellungen über Public Concern at Work (PCaW); Suite 306; 16 Baldwins Gardens; London EC1 N7RJ; United Kingdom, bzw. whistle@ pcaw.co.uk)

Bei der britischen (PCAW) bzw. der südafrikanischen (ODAC) Organisation zur Unterstützung des Whistleblowing ist soeben ein Buch erschienen "Whistleblowing Around the World - Law, Culture and Practice" herausgegeben von Guy Dehn und Richard Calland, den Leitern dieser beiden NGOs.

Auf 224 Seiten und einer beigefügten CD-ROM wird die Situation für Whistleblower in Großbritannien, den USA, Südafrika, Australien und Japan dargestellt. Anschaulich werden vier sehr prominente aber ganz unterschiedliche Einzelfälle aus allen Teilen der Welt teils in Selbstzeugnissen dokumentiert:

Sherron Watkins war "Person des Jahres 2002" des Time Magazin, weil sie den entscheidenden Hinweis auf die Bilanzmanipulationen bei Enron gab.

Victoria Johnson nahm es mit der korrupten Verwaltungsführung von Kapstadt auf und enthüllte, dass ihr Chef, der Rechtsamtsleiter, bei einem groß angelegten Versuch, die Öffentlichkeit zu täuschen, mitwirkte.

Dr. Jiang Yanyong hat in China mit seinem Ausscheren schließlich die Regierung dazu gebracht, die SARS Gefahr und ihre Ausbreitung offenzulegen.

Harry Templeton hat sich in Schottland Medienmagnat Robert Maxwell entgegenstellt, als dieser die Pensionsfonds der Zeitungsmitarbeiter plünderte.

Rund zwanzig Autoren haben aus Sicht der Juristen, der Politik, der Wirtschaft, der Gewerkschaften und der unterstützenden Zivilgesellschaft in den jeweiligen Ländern geschrieben. Das ist sehr anregend gerade für unsere Situation, da jeder schnell erkennen kann, wie in doch (mit Ausnahme Japans) vergleichbaren Rechtsordnungen durchaus unterschiedliche Lösungen erzielt wurden. Über die Erfahrungsberichte und Falldokumentationen lernen wir zudem ein Stück weit, wie es zu den jeweiligen Regelungen gekommen ist und welche Beobachtungen in der Anwendung gemacht wurden, welche Faktoren in den unterschiedlichen Kulturen und Rechtsordnungen Whistleblowing unterstützen und was ihm im Wege steht.

Das Buch erliegt dennoch nicht der Versuchung eines enzyklopädischen Anspruchs auf Vollständigkeit, was für jeden Nichtjuristen sicher besonders an der Stelle eher erfreulich ist, wo (auf der beigefügten CD) die Gesetze und einige Publikationen zum Whistleblowing bereitgestellt werden. Andernfalls hätten allein für die USA wohl einige Dutzend recht unübersichtliche Gesetze abgedruckt werden müssen.

Andererseits zeigt das Buch, indem es auf die Zivilgesellschaft schaut, dass immer mehr Menschen bereit sind, korruptes oder unverantwortliches Verhalten am Arbeitsplatz zur Sprache zu bringen, selbst wenn es sie in Gefahr bringt - und eben diejenigen zu schützen und zu unterstützen, die so handeln.

Die Herausgeber erläutern, dass die wohlgemeinten Gesetze, die das Verantwortungsprinzip ausfüllen sollen, erst dann zum Schutz des Einzelnen und des Gemeinwohls wirken können, wenn diese Bestrebungen von einem kulturellen Wandel hin zu einer sicheren Alternative zum Schweigen begleitet werden.

Wirklich bedauerlich - wenngleich derzeit noch verständlich - ist, dass die Rechtslage und Praxis weder in Deutschland noch unseren unmittelbaren Nachbarländern dargestellt wird, aus denen durchaus spannendes beizutragen wäre. Dies wird wohl einer - hoffentlich bald von berufener Stelle in Angriff zu nehmenden - deutschsprachigen Ausgabe vorbehalten bleiben.