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Rezension

Gisela Burckhardt: Todschick - Edle Labels, billige Mode – unmenschlich produziert

Wilhelm Heyne Verlag München: 2014. ISBN 978-3-453-60322-6. 240 Seiten. 12,99 Euro.

Gisela Burckhardt arbeitet seit fünfzehn Jahren für die Clean Clothes Campaign und ist Vorstandsvorsitzende der Frauenrechtsvereinigung FEMNET. Sie verfügt über langjährige Erfahrungen mit den Arbeitsbedingungen in der weltweiten Textilherstellung.  
Mit ihrem im September 2014 erschienen Buch „Todschick“ will sie Kundinnen und Kunden die Augen öffnen  für die Zusammenhänge und Machenschaften in der modernen Bekleidungsindustrie. Das ist ihr sehr gut gelungen. Locker und leicht lesbar geschrieben, will sie sich zwar nicht an ein Fachpublikum wenden, ihr kenntnisreiches und gut dokumentiertes Buch ist dennoch eine Fundgrube für alle, die das System der internationalen Bekleidungsindustrie verstehen wollen.
Der Einstieg ist sehr emotional. In ihm spiegelt sich die Empörung einer Aktivistin wider, die miterleben muss, dass es eines so tragischen Unglücks wie Rana Plaza bedurfte, um endlich Änderungen zu bewirken. Danach beschäftigt sich die Autorin mit der wirtschaftlichen Bedeutung und den Strukturen der Textilherstellung in Bangladesch. Sie beleuchtet, welche Rolle die internationalen Einkäufer spielen und wie unser westlicher Konsum mit immer schneller aufeinander folgenden Trends zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen beiträgt. Die Autorin schildert, wie freie Gewerkschaftsarbeit verhindert wird und zeigt auf, dass Korruption ein überall präsenter Faktor im Gesamtsystem ist. Sie räumt mit dem Glauben auf, dass alles, was der deutsche TÜV in Bangladesch zertifiziert hat, „rundum sicher“ ist und meldet Zweifel an der Wirksamkeit von Audits an. Vor allem aber zeigt sie anhand einer ausführlichen Studie auf, dass es ein Irrglaube ist, teure Mode sei selbstverständlich unter fairen Bedingungen produziert worden. Billige Label und teure Markenkleidung werden in denselben Fabriken fabriziert, unter den gleichen unakzeptablen Arbeitsbedingungen.
Es lohnt sich das Buch zu kaufen, beim ersten Lesen ist es erschütternd und spannend, beim zweiten Lesen entdeckt man die überall eingeflochtenen Fakten und nützlichen Querverweise. Ermutigend ist, dass es Alternativen gibt. Gisela Burckhardt benennt sie deutlich: Politik, Unternehmen und Konsumenten sieht sie in der Pflicht.

(Christa Dürr)

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