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Pressemitteilung Internationales Wirtschaft

Neue Studie: Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten deutscher Maschinenbauer

Berlin / Aachen, 17.04.2023 – Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer beliefern Unternehmen und Staaten, denen schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Die herausgebenden Organisationen Germanwatch, Misereor, Transparency Deutschland und GegenStrömung fordern, dass das kommende EU-Lieferkettengesetz auch solche Fälle in den Blick nimmt.

Eine heute veröffentlichte Studie von Germanwatch, Misereor, Transparency Deutschland und GegenStrömung zeigt: Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau beliefert zum Teil Unternehmen und Staaten, denen schwere Menschenrechtsverletzungen und Umweltschutzverstöße vorgeworfen werden, oft begleitet von Korruption. Kurz vor der Abstimmung im Rechtsausschuss des EU-Parlaments fordern die Organisationen, das Lieferkettengesetz so zu gestalten, dass die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick genommen wird und somit ein gravierendes Schlupfloch verschwindet.

Deutsche Maschinen werden unter anderem für die Herstellung von Textilien oder bei der Energieproduktion weltweit genutzt. Heike Drillisch, Koordinatorin von GegenStrömung, kritisiert:

„Energieproduktionsanlagen stehen häufig im Zusammenhang mit Landraub, der Bedrohung von Menschenrechts- und Umweltverteidigerinnen sowie Landnutzungskonflikten mit indigenen Gemeinden. Dies gilt auch für Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energie. Menschenrechte und Klimaschutz dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“

Sarah Guhr, Koordinatorin für Branchendialoge bei der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch., erklärt:

„Die Maschinenbau-Branche ist ein wichtiger globaler Player beispielsweise bei Textilmaschinen oder der Lieferung von Turbinen. Damit trägt der deutsche Maschinen- und Anlagenbau große Verantwortung. Dennoch hat der Branchenverband VDMA vor zwei Jahren einen Branchendialog mit der Zivilgesellschaft verweigert. Die Branche hat es verpasst, sich aktiv mit diesen Risiken zu beschäftigen.“

Armin Paasch, Referent für Verantwortliches Wirtschaften bei MISEREOR, sagt:

„Auf EU-Ebene muss das nachgeholt werden, was auf deutscher Ebene im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz versäumt wurde: Die Regelung unternehmerischer Sorgfaltspflichten muss die gesamte Wertschöpfungskette umfassen. Dass der VDMA diese Sorgfaltspflichten mit Blick auf die Verwendung von Maschinen ablehnt, ist völlig inakzeptabel.“

Otto Geiß, Vertreter von Transparency Deutschland:

„Korruption herrscht in vielen Ländern weltweit, in denen auch deutsche Maschinen- und Anlagenbaufirmen Geschäfte machen. Da viele Verletzungen von Menschenrechten und Umweltschutzvorgaben erst durch Korruption möglich werden, ist deren Bekämpfung auf allen Stufen der Wertschöpfungsketten eine Grundvoraussetzung für ein starkes europäisches Lieferkettengesetz.“

Hintergrund

Deutschland ist der drittgrößte Maschinen- und Anlagenproduzent der Welt. Die Studie „Unternehmensverantwortung im Maschinen- und Anlagenbau – warum die nachgelagerte Lieferkette nicht ausgelagert werden darf “ beleuchtet insbesondere die Herstellung und Lieferung von deutschen Maschinen und Anlagen für den Bergbau, die Energieproduktion, den Textilsektor und die Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie sowie die damit verbunden potentiellen Risiken und tatsächlichen negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Es geht unter anderem um Konzerne wie Liebherr, Siemens und Voith.

Auf dieser Grundlage werden Empfehlungen formuliert, wie bestehende Regulierungslücken insbesondere in der EU Corporate Sustainability Due Diligence Directive in Bezug auf die nachgelagerte Wertschöpfungskette geschlossen werden sollten und wie Unternehmen der Verantwortung in ihren Sorgfaltsprozessen gerecht werden können.

Kontakt

Kontakte

Germanwatch: Sarah Guhr, NRO-Koordinatorin NAP-Branchendialoge
guhr@germanwatch.org, 030 - 577132867

GegenStrömung: Heike Drillisch, Vorstand
heike.drillisch@gegenstroemung.org, 0177 - 3452611

MISEREOR: Armin Paasch, Referent für Verantwortliches Wirtschaften
Armin.Paasch@misereor.de  

Transparency International Deutschland: Otto Geiß
ogeiss@transparency.de