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Hamburg: Podiumsdiskussion zum Thema „Korruption im Journalismus? Die ‚vierte Gewalt‘ in Zeiten wirtschaftlicher Zwänge“

Datum: 26.01. 19:00 Uhr - 26.01.2017 22:00 Uhr
Ort: InnovationsCampus der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 6, 20457 Hamburg

Die schon traditionelle Veranstaltung mit der Hamburger Handelskammer stand in diesem Jahr unter dem Thema:"Korruption im Journalismus? Die vierte Gewalt in Zeiten ökonomischer Zwänge". Das Thema stieß auf hohes Interesse, und obwohl die Veranstaltung im großen Hörsaal der Handelskammer-eigenen HSBA stattfand, musste nach 160 Anmeldungen eine Warteliste aufgemacht werden. In ihrer Begrüßungsrede betonte Ulrike Fröhling, Leiterin der Transparency AG Transparenz in den Medien, die TI-Forderungen nach Transparenz und Unabhängigkeit der Berichterstattung in den Medien. Gerade in Zeiten, in denen die Medien als Lügenpresse beschimpft, mit Hasstiraden überschüttet werden, sind Präventionsmaßnahmen gegen Korruption besonders wichtig. Auf dem Gebiet der Compliance und Code of Conducts sei in den deutschen Medien-Unternehmen noch einiges nachzuholen.


Veranstaltungsbericht

Professor Lilienthal von der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Praxis des Qualitätsjournalismus, Uni Hamburg, stellte in seinem Vortrag die wesentlichen Ergebnisse der von TI publizierten Masterarbeit zur Korruption im Journalismus vor und erläuterte viele Einzelheiten. Beeindruckend waren die zum Teil hohen, durchweg zweistelligen Prozentsätze, in denen die Befragten von korruptem Verhalten berichteten oder es vermuteten.

In der anschließenden Podiumsdiskussion gliederte die Moderatorin, Annette Leiterer, Leiterin des NDR Medienmagazins ZAPP, das komplexe Thema und diskutierte alle angesprochenen Phänomene, relevanten Rahmenbedingungen mit den kompetenten Podiumsteilnehmern. Besonderer Schwerpunkt wurde auf die möglichen Ursachen und deren Abhilfe gelegt.

Sehr früh schon bezog die Moderatorin das Publikum in die Diskussion ein, das sich dann auch rege mit Fragen und Beiträgen beteiligte. Weitgehende Einigkeit bestand darüber, dass die öffentliche Aufmerksamkeit für Einflussnahme auf die Presse-Berichterstattung gestiegen ist. Ein weiterer Diskussions-Schwerpunkt war die zunehmend schwierige wirtschaftliche Lage vor allem in den Printmedien und die daraus folgenden prekären Beschäftigungsverhältnisse der Journalisten, die weitere Einfallstore für Korruptions-Versuche öffnen. Die ökonomischen Zwänge wurden auch als Grund dafür identifiziert, dass Anzeigenkunden immer wieder Einfluss auf Veröffentlichungen zu nehmen versuchen. Sei es, dass konkret mit Entzug der Anzeigen bei nicht genehmer Berichterstattung gedroht wird, sei es, dass in den Verlagen durch proaktive Selbstzensur Rücksichtnahme genommen wird.

Daneben wurde auch das Phänomen der Korruption durch Nähe im politischen Bereich diskutiert. Wie weit die Auswirkung solcher Einflussnahme bereits geht, war dagegen eine schwierigere Frage, jedenfalls aber wurde sie insgesamt als erheblich eingeschätzt, wenn auch wohl in unterschiedlichen Genres unterschiedlich stark ausgeprägt.

Beim Après mit Wein und Brezeln wurde eifrig weiter diskutiert. Vielen Teilnehmern ist durch diese Veranstaltung die Problematik des Themas deutlicher bewußt geworden, viele erkundigten sich nach den Zielen von Transparecy und möglicher Unterstützung.

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