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Politische Bildung

Das Thema Korruption ist bisher nicht in den Lehr- oder Rahmenplänen der Schulen verankert. Es wird nur im Einzelfall von Lehrer*innen aufgegriffen und an geeigneter Stelle im Unterricht behandelt. Transparency Deutschland möchte für das Phänomen Korruption sensibilisieren, über Formen und Folgen von Korruption aufklären und Menschen dazu motivieren, sich selbst aktiv für Antikorruption einzusetzen.


Unterrichtsreihe „Was ist Korruption?“

Transparency Deutschland hat im September 2020 die Unterrichtsreihe „Was ist Korruption?“ vorgestellt. Inzwischen sind insgesamt sechs Unterrichtsmaterialien erschienen, auf deren Grundlage Lehrer*innen mit ihren Schüler*innen grundlegende Fragestellungen zu den Themen Korruption und Lobbyismus erarbeiten können. Die Reihe wurde vom Materialkompass der Verbraucherzentrale Bundesverband mit vier Sternen als „Gut“ bewertet.

1. Grundlagen

Die erste Unterrichtsreihe ermöglicht eine Auseinandersetzung mit Grundprinzipien und wesentlichen Merkmalen von Korruption. Ziel ist es, die Schüler*innen mit unterschiedlichen Begriffsbestimmungen zum Phänomen Korruption bekannt zu machen. Als Fallbeispiel dient der Korruptionsskandal rund um das Unternehmen Siemens im Jahr 2006.

2. Lobbyismus – Legitime Interessenvertretung oder Korruption?

Die zweite Unterrichtsreihe ist als Einstieg in das Themenfeld Lobbyismus konzipiert. Dabei geht es um die Abgrenzung von Korruption zu legitimer Interessenvertretung sowie die Sensibilisierung für die „Grauzone“. Als Fallanalyse dient das Beispiel der Glücksspielindustrie.

3. Lobbyismus – Wie beeinflussbar sind die EU-Abgeordneten?

Die dritte Unterrichtsreihe bietet eine weiterführende Auseinandersetzung mit Lobbyismus anhand einer Fallanalyse zur Reform des europäischen Urheberrechts an. Interviews mit drei EU-Abgeordneten geben Einblicke in politische Entscheidungsprozesse und die Schwierigkeiten, die sich insbesondere bei komplexen Problemlagen stellen.

4. Arbeitsplatzsicherung durch korrupte Geschäfte?

Die vierte Unterrichtseinheit beschäftigt sich mit der Frage, ob korrupte Geschäfte mit dem Argument der Arbeitsplatzsicherung legitimiert werden können. Sie regt zu einer Auseinandersetzung mit den negativen Folgen einer korrupten Geschäftspolitik für das Prinzip der freien und sozialen Marktwirtschaft an.

5. Der Maskenskandal und das Selbstverständnis einzelner Abgeordneter

Die fünfte Unterrichtseinheit beleuchtet den Maskenskandal anhand eines Ausschnitts aus der ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“, die mit ihrer charakteristischen Schautafel die Verbindungen zwischen Maskenlieferanten, Bundestagsabgeordneten und deren Firmen sowie Ministerien offenlegen.

6. Wie lebt es sich in Ländern, in denen Korruption alltäglich ist?

In der sechsten Unterrichtsreihe soll aufgezeigt werden, was es für die überwiegende Mehrheit der Menschen bedeutet, in Gesellschaften mit einem hohen Grad an Korruption leben zu müssen und welche Auswirkungen sich global bemerkbar machen.


Hintergrund

Politische Bildung umfasst ganz allgemein die Vermittlung politischer Kompetenzen innerhalb und außerhalb der Schule. Ihr Leitbild ist der mündige Bürger und die Vermittlung von Demokratiefähigkeit das oberste Ziel. Politische Bildung vermittelt nicht nur Wissen, sondern auch Werte und unterstützt das ideelle Fundament einer demokratischen Gesellschaft. Sie schafft die Voraussetzungen für eine gelebte demokratische Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

An Schulen bekommt Politische Bildung vielfach nicht den nötigen Raum. Am Gemeinwohl interessierte, politisch kompetente und aktive Bürger sind aber wesentliche Voraussetzung, um Korruption zu bekämpfen und ihr wirksam vorzubeugen. Damit legt jede Form von Politischer Bildung den Grundstein für Korruptionsprävention. Das Thema Korruption ist bisher nicht in den Lehr- oder Rahmenplänen der Schulen verankert. Es wird nur im Einzelfall von Lehrern aufgegriffen und an geeigneter Stelle im Unterricht behandelt.

An Universitäten und Hochschulen wird zwar seit einigen Jahren Ethik in der Berufsausübung stärker betont, was sich z.B. durch die Schaffung von Instituten zur Wirtschaftsethik zeigt. Dennoch ist die Präsenz des Themas der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wichtigkeit noch nicht angemessen.

Lobbying an Schulen ist ein Phänomen von zunehmender Relevanz. Es bedeutet, dass externe Akteure, wie z.B. Unternehmen, NGOs, Stiftungen, Verbände, Einfluss auf Unterrichtsinhalte sowie Aktivitäten an Schulen außerhalb des Unterrichts nehmen. Dies ist nicht per se negativ, aber bewegt sich wie das politische Lobbying in einem Spannungsverhältnis zwischen wünschenswerter Mitgestaltung und unerwünschter Beeinflussung zum einseitigen Vorteil. Einseitiges und interessengeleitetes Engagement schulexterner Akteure läuft dem gesellschaftlichen Auftrag von Schulen zuwider. Besonders Kinder und Jugendliche sind leicht zu beeinflussen. Eine differenzierte und kritische Auseinandersetzung mit komplexen Themen muss ihnen erst noch vermittelt werden. Die Grenze zwischen Sponsoring und Werbung kann fließend sein und im Einzelfall für Lehrer und Schulleiter schwierig zu bewerten.

Forderungen

  • Das Thema Korruption muss in den Lehr- und Rahmenplänen der Schulen verankert werden.
  • Hochschulen und Universitäten müssen in angemessener Weise für Korruption sensibilisieren.
  • Politische Bildung muss an den Schulen gestärkt werden und in hinreichender Stundenanzahl stattfinden.
  • Inwieweit Werbung und Sponsoring an Bildungseinrichtungen zulässig sein soll, muss gesetzlich geregelt werden.

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