Publikationen
Rezension

Dieter Deiseroth, Hartmut Graßl (Hrsg.): Whistleblower-Enthüllungen

Berliner Wissenschafts-Verlag GmbH, Berlin 2016, ISBN: 978-3-8305-3641-3

Die Herausgeber Dieter Deiseroth, bis zur Pensionierung 2015 Richter am Bundesverwaltungsgericht, und Hartmut Graßl, emeritierter Professor für Physik und Meteorologie, enthüllen die Beweggrunde der Jury für die Preisvergabe an drei Preisträger des Whistleblower-Preises 2015. Die Preisträger arbeiteten auf verschiedenen Gebieten, an drei völlig verschiedenen Themen, denen gemeinsam ist, dass die Öffentlichkeit durch Whistleblowern auf Missstände aufmerksam gemacht wurde. Sehr detailliert und dennoch ohne Voraussetzung spezieller Fachkenntnisse, also für Laien verständlich legen die Herausgeber dar, wie und warum die Preisträger den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt haben. Brandon Bryant, ehemals Soldat der US Air Force, kündigte seinen Job, „weil er seine Tätigkeit nicht mehr aushielt“. Danach hat er unter anderem öffentlich kritisiert, dass die Drohnenangriffe der USA in Afghanistan, Pakistan, Somalia und Jemen unzählige unschuldige Opfer unter der Zivilbevölkerung forderten. „Dr. Leon Gruenbaum war bereits Whistleblower, als es den Begriff des Whistleblowers, zumindest im deutschen Sprachgebrauch, noch gar nicht gab“, er verlor seinen Arbeitsplatz und setzte dennoch seine Enthüllungen zu den „braunen Flecken“ am Kernforschungszentrum Karlsruhe fort. Ihm wurde der Preis posthum verliehen. Professor Gilles-Eric Seralini forschte zu Wirkungen von Herbiziden/Glyphosat und veröffentlichte seine Studienergebnisse, es gab Tumorbildungen und Nierenschaden bei Tieren. Deiseroth führt die Leserschaft in die rechtlichen Grundlagen ein. Über die bereits in den Medien enthaltenen Informationen enthüllt er persönliche Hintergrunde und sachliche Informationen. Das Buch ist packend geschrieben und sollte Pflichtlektüre an Beamtenfachhochschulen werden. „Wir haben allen Anlass, sein Engagement fortzufuhren“, betont der Physiker Philipp Sonntag am Ende seiner Laudatio. Am 22. April 2017 haben sich hunderttausende Menschen weltweit am „March for Science“ beteiligt und sich für unabhängige Forschung und offene Ergebnisse eingesetzt. Ob die Preisverleihung oder auch das Buch einen Beitrag zur weltweiten Netzwerkbildung geleistet hat? Zu wünschen wäre es. 

(Erika Lorenz-Löblein)

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers/der Verfasserin wieder.