CPI

Der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index, CPI) ist der weltweit bekannteste Korruptionsindikator. Er wird vom Internationalen Sekretariat von Transparency International erstellt und listet Länder nach dem Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption auf.

Der CPI 2020 umfasst 180 Länder, die auf einer Skala von 0 (hohes Maß an wahrgenommener Korruption) bis 100 (keine wahrgenommene Korruption) angeordnet werden. Weltweit erreichen mehr als zwei Drittel aller Länder eine Punktzahl von unter 50 Punkten, das heißt wengier als die Hälfte der möglichen Punktzahl. Der Durchschnitt liegt bei nur 43 Punkten.

Der Index fasst 13 Einzelindizes von 12 unabhängigen Institutionen zusammen und beruht auf Daten aus der Befragung von Expertinnen und Experten, Umfragen sowie weiteren Untersuchungen. Der Korruptionswahrnehmungsindex bezieht sich dabei auf den öffentlichen Sektor und erfasst keine Aktivitäten wie Steuerbetrug, Geldwäsche, illegale Finanzströme oder andere Formen der Korruption im privaten Sektor.

Details zur Methodik und den Quellen finden Sie weiter unten auf dieser Seite in Form eines Informationsvideos sowie am Ende der Seite unter "Weiterführende Informationen".

 

Dänemark und Neuseeland belegen im CPI 2020 mit 88 Punkten den ersten Platz, gefolgt von Finnland, Singapur, Schweden und der Schweiz mit jeweils 85 Punkten. Auch Deutschland gehört mit 80 Punkten zu den ersten zehn Ländern im Ranking.

Auf den unteren Plätzen stehen vor allem fragile und/oder autoritär regierte Staaten und Konfliktregionen. Venezuela und der Jemen erreichen 15 von 100 Punkten, während wie im vergangenen Jahr Syrien (14 Punkte), Südsudan (12 Punkte) und Somalia (ebenfalls 12 Punkte) auf den letzten drei Plätzen stehen.

Die komplette Rangliste finden Sie hier.


Die wichtigsten Ergebnisse im Video


Die Situation in Deutschland

Deutschland erreicht wie im vergangenen Jahr 80 Punkte und steht auf dem 9. Platz. Das ist im internationalen Vergleich ein gutes Ergebnis, bei dem es dennoch viele Verbesserungsmöglichkeiten gibt. So darf das Ergebnis Deutschlands im CPI nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Land zum Beispiel bessere Regeln für die Parteienfinanzierung und für den Lobbyismus braucht. Immer wieder werden Fälle illegaler Parteispenden, intransparentes Sponsoring, zweckentfremdete Steuermittel oder gestückelte Wahlkampfspenden bekannt. Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl sollten die Parteien hier schnell die Initiative ergreifen.

Transparency Deutschland fordert daher mehr Transparenz bei der Politikfinanzierung:
  • Die Veröffentlichungsschwelle für Parteispenden sollte auf 2.000 Euro gesenkt werden, um eine Stückelung von Spenden zu verhindern.
  • Parteisponsoring ist nach den gleichen Regeln wie Spenden transparent zu machen.
  • Zuwendungen an Parteien sollten auf 50.000 Euro pro Spender oder Sponsor, Jahr und Partei gedeckelt werden.
  • Direktspenden an parteigebundene Mandatsträger*innen und Kandidat*innen sollten bestenfalls gänzlich verboten werden.
  • Außerdem sollte ein sogenannter Politikfinanzierungsbericht eingeführt werden, der die Finanzflüsse bei Parteien, Fraktionen und parteiennahen Stiftungen transparent macht. Daher hat Transparency Deutschland Eckpunkte für einen umfassenden Politikfinanzierungsbericht vorgelegt.

Darüber hinaus muss die Bundesregierung endlich ihren Streit überwinden und ein umfassendes Lobbyregister mit einem legislativen Fußabdruck einführen. Transparency Deutschland fordert außerdem, dass Whistleblower, die Korruption oder andere Straftaten aufdecken, künftig durch ein Hinweisgeberschutz-Gesetz umfassend geschützt werden sollen. Ein weiterer wichtiger Handlungsbereich ist der Finanzsektor. So sollte Deutschland seinen Kampf gegen Geldwäsche verstärken, um dafür zu sorgen, dass Kriminelle ihr Geld nicht mehr in deutsche Immobilien oder in den deutschen Finanzmarkt anlegen können.


Fortschritte – drei internationale Beispiele

Die Ergebnisse des CPI sind seit dem Jahr 2012 vergleichbar. Die meisten Länder haben in diesem Zeitraum – fast ein Jahrzehnt – wenig bis keine Fortschritte bei der Bekämpfung der Korruption gemacht haben. So haben seit 2012 nur 26 Länder ihre CPI-Werte signifikant verbessert.

Eines dieser Länder ist Armenien, das sich seit 2012 um 15 Punkte auf nun 49 Punkte verbessert hat. Dabei hat das Land schrittweise Reformen umgesetzt, sodass sich seine Antikorruptions-Maßnahmen von Jahr zu Jahr verbessert haben. Problembereiche sind die fehlende Sicherung der Unabhängigkeit der Justiz und mangelnde checks and balances. Darüber hinaus gefährdet die derzeitige politische Situation im Kontext des Bergkarabach-Konfliktes den weiteren Ausbau der Antikorruptions-Maßnahmen.

Auch Griechenland hat sich seit 2012 um 15 Punkte verbessert und hat nun eine Bewertung von 50 Punkten. Ein Grund dafür sind die Reformen, die vorgenommen wurden, um Sparmaßnahmen auszubalancieren.

Afghanistan erreicht eine Bewertung von 19 Punkten auf der CPI-Skala. Damit ist das Land weiterhin am unteren Ende der Rangliste. Trotzdem hat es sich seit 2012 um 11 Punkte verbessert. Diese Fortschritte wurden durch weitreichende institutionelle und rechtliche Reformen erreicht. Derzeit ist die Einrichtung einer neuen Antikorruptions-Kommission in Planung.

Im Vergleich zum Vorjahr schneiden im CPI 2020 übrigens neben Armenien insbesondere die Malediven und Kasachstan besser ab:


Rückschritte – drei Beispiele aus Europa

Generell ist zu beobachten, dass in Ländern mit einem höheren Korruptionsniveau auch mehr Verstöße gegen Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu beobachten sind, auch während der COVID-19-Krise. So untergräbt Korruption rechtsstaatliche und demokratische Institutionen und Prozesse und trägt so in vielen Ländern zu einer anhaltenden Krise der Demokratie bei.

Ungarn hat sich seit 2012 um 11 Punkte auf nun 44 Punkte verschlechtert. Die Schwächung unabhängiger Institutionen, wachsender staatlicher Einfluss auf die mediale Berichterstattung und Korruptionsskandale mit EU-Fördergeldern haben dazu beigetragen. Während der Coronakrise hat die Regierungspartei Fidesz ihre Befugnisse weiter ausgebaut und sich zuletzt auf EU-Ebene, gemeinsam mit Polen, gegen das Rechtsstaatskriterium bei der Vergabe von EU-Fördergeldern eingesetzt.

Malta hat sich seit 2015 um 7 Punkte verschlechtert und liegt nun bei 53 Punkten. Ein EU-Report zeigte jüngst tiefsitzende Korruptionsmuster auf. Dies und der Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia sorgten 2019 für öffentliche Forderungen nach verbesserter Korruptionsbekämpfung und Rechtsreformen. Premierminister Joseph Muscat musste 2019 zurücktreten. Ein weiteres Problem ist das Golden Passport Programm, das Bürgern von Drittstaaten im Gegenzug für Investitionen im Land die maltesische Staatsbürgerschaft verleiht und dabei anfällig für Kriminelle ist.

Polen hat sich seit 2015 um 7 Punkte verschlechtert und erreicht dieses Jahr 56 Punkte. Anhaltende Reformen, die die Unabhängigkeit der Justiz und den Rechtsstaat gefährden, bereiten der Korruption auf höchster Regierungsebene einen fruchtbaren Boden. Während der Coronakrise wurden hunderte Gesetze abgeändert oder außer Kraft gesetzt und der Zugang zu Informationen für Bürger und Journalisten erschwert.


Wie wird der CPI erstellt? Die Methodik im Video



Was Sie tun können

Transparency Deutschland arbeitet deutschlandweit an einer effektiven und nachhaltigen Bekämpfung von Korruption in Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Dies ist nur möglich durch unsere engagierten Ehrenamtlichen sowie den Spenden und Förderbeiträgen unserer Unterstützenden. Um weiter effektiv, schlagkräftig und unabhängig arbeiten zu können, brauchen wir Sie:

Jeder Beitrag ist ein Zeichen gegen Korruption und ein Schritt in eine transparente und gerechte Gesellschaft!