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Tagung "Entwicklungen in Korruptionsforschung und Korruptionsbekämpfung"

Datum: 12.10. 09:00 Uhr - 12.10.2018 16:30 Uhr
Ort: Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Alt-Friedrichsfelde 60, 10315 Berlin

Das 25. Jubiläumsjahr von Transparency Deutschland bot Anlass für eine besondere Veranstaltung des Arbeitskreises Korruptionsforschung. In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für  öffentliche und private Sicherheit (FÖPS) fand im Oktober eine eine interdisziplinäre Tagung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) statt. Interessierte aus unterschiedlichen  Bereichen konnten sich über bisherige Erkenntnisse und Errungenschaften sowie Defizite in Korruptionsforschung und Korruptionsbekämpfung informieren und austauschen.

Clemens Arzt, Direktor des FÖPS, und Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland, begrüßten die zahlreichen Anwesenden und führten in die Thematik ein. Im Anschluss erläuterte Jürgen Marten, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland, die Entwicklungsgeschichte des Arbeitskreises Korruptionsforschung und gab einen Überblick über das Tagungsprogramm. Das erste Panel befasste sich mit gesellschaftswissenschaftlicher Korruptionsforschung und wurde von Peter Graeff (Universität Kiel) geleitet. Zu Beginn skizzierte Matthias Braasch (HWR Berlin)  zentrale Befunde zu korruptivem Verhalten aus kriminologischer Sicht. Daraufhin erörterte Tanja Rabl (TU Kaiserslautern) unter anderem wichtige psychologische und organisationale Prozesse im Zusammenhang mit Korruption. Michael Koß (LMU München) setzte sich mit den Vor- und Nachteilen verschiedener Modelle zur Finanzierung von Parteien auseinander.

Die staatliche Korruptionsbekämpfung stand im Zentrum des zweiten Panels, das von Hartmut Aden (FÖPS) moderiert wurde. Ingo Sorgatz (Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat) gab Einblicke in die praktische Arbeit der Korruptionsprävention in öffentlichen Behörden. Danach wies Carsten Stark (Hochschule Hof) auf Korruptionsgefahren aktueller Entwicklungen wie Informalisierung und Digitalisierung des Verwaltungshandelns hin. Holger Niehaus (Landgericht Düsseldorf) zeigte anhand eines konkreten Falls, dass vermeintlich klar korrupte Handlungen von den Strafgerichten nicht unbedingt als solche eingestuft werden.

Im dritten, von Sebastian Wolf (Medical School Berlin) geleiteten Panel kamen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener deutscher Nichtregierungsorganisationen aus dem Antikorruptionssektor zu Wort. Timo Lange (LobbyControl), Roman Ebener (Abgeordnetenwatch/Parlamentwatch), Anna-Maija Mertens  (Transparency Deutschland) und Thomas Mayer (MEZIS „Mein Essen zahl‘ ich selbst - Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte“) stellten zunächst Ziele und Strukturen ihrer jeweiligen Organisationen vor. Dann wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede diskutiert, etwa im Hinblick auf Handlungsstrategien und die Einbindung von Ehrenamtlichen. Auch die generelle Funktion und Rolle der Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik wurde thematisiert.

Die von Peter Graeff und Sebastian Wolf moderierte abschließende Debatte nahm ihren Ausgang von einigen kritischen Thesen zu Vergangenheit und Zukunft von Korruptionsforschung und Korruptionsbekämpfung. In den Wortbeiträgen wurde - wie bereits bei den engagierten Diskussionen im Anschluss an die verschiedenen Panels - unter anderem deutlich, dass Maßnahmen gegen Korruption trotz etlicher Erfolge immer wieder auf den Prüfstand gestellt und bei Bedarf weiterentwickelt werden sollten. Strukturelle oder systemische Formen von Korruption bedürfen der genaueren Analyse, ohne dass der Korruptionsbegriff konturlos oder zu weit gefasst werden darf. Auch bei der Herausarbeitung der Vor- und Nachteile von Transparenz und des Umgangs mit Transparenz scheint noch Forschungsbedarf zu bestehen.

Dieser Artikel wurde auch im Scheinwerfer 81 veröffentlicht.

Die Präsentationen von Matthias Braasch, Michael Koß, Carsten Stark, Roman Ebener, Thomas Mayer und Sebastian Wolf finden Sie hier:

Eindrücke der Tagung