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Pressemitteilung Zivilgesellschaft

Nord Stream 2-Stiftung gefährdet den guten Ruf von Stiftungen

„Bei staatlich kontrollierten Unternehmen muss drin sein, was draufsteht“

Berlin, 03.02.2021

© Selim Arda Eryilmaz / Unsplash

Die Antikorruptionsorganisation Transparency Deutschland und der Zivilgesellschafts-Think Tank Maecenata Stiftung haben die Gründung der „Stiftung Klima- und Umweltschutz MV“ durch die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern als politischen Missbrauch des guten Rufs von Stiftungen kritisiert.

Bürgerinnen und Bürger erwarteten von Stiftungen politische Unabhängigkeit und einen Dienst an gemeinnützigen Zwecken. Hauptzweck der in Schwerin gegründeten Stiftung seien hingegen die kommerziellen Aktivitäten eines russischen Staatskonzerns. Dazu erklärt Sonja Grolig, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland:

„Diese Konstruktion spielt mit der Glaubwürdigkeit vieler gemeinwohlorientier Stiftungen und Organisationen der Zivilgesellschaft. Die Bürgerinnen und Bürger in einer Demokratie müssen sich darauf verlassen können, dass in Institutionen – ob privat oder öffentlich – auch das drin ist, was draußen dransteht.“

Es gibt erhebliche Zweifel daran, dass die Stiftung tatsächlich den vorgegebenen Zielen, Umwelt- und Klimaschutz, dient. Stattdessen liegt die Vermutung nahe, dass die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern versucht, durch die Stiftung Sanktionen der USA gegen Unternehmen, die am Bau der höchst umstrittenen Gaspipeline Nord-Stream-2, zu umgehen. Der Staatskonzern Gazprom beteiligt sich über die Tochtergesellschaft Nord-Stream-2 AG mit einem Betrag von 20 Mio. Euro an der Stiftung – dem Hundertfachen des von der Landesregierung bereitgestellten Stiftungskapitals. Im Gegenzug soll der Konzern weitreichende Entscheidungskompetenzen erhalten, wie beispielsweise die Benennung der Geschäftsführung. Die Stiftung soll dann Bauarbeiten für die Fertigstellung der Pipeline durchführen, für die keine privaten Unternehmen gefunden werden konnten, die Sanktionen der USA zu befürchten hätten.

Maecenata-Vorstand Rupert Graf Strachwitz sagt:

„Mit dieser Zielsetzung und Konstruktion kann man das nur als Missbrauch der Rechtsform Stiftung bezeichnen. Stiftungen sind eigentlich nicht dazu da, Projekte von Unternehmen zu übernehmen oder zu finanzieren.“

Unabhängig von der Frage, inwieweit die von der Landesregierung verfolgte Stiftungslösung umweltpolitisch zu bewerten oder rechtlich zulässig ist: Das Konstrukt gefährdet die Glaubwürdigkeit der Zivilgesellschaft und ihrer vielen unabhängigen Stiftungen und Organisationen, die sich tatsächlich für gemeinwohlorientierte Ziele einsetzen. Wer sich in Zukunft für eine Stiftung oder für den Umweltschutz engagiert, wird vielmehr vermehrt mit negativen Vorurteilen konfrontiert. Dieser Reputationsverlust erschwert die Arbeit vieler Organisationen, die durch die Corona-Pandemie bereits hart getroffen sind.

Kontakt

Sonja Grolig
Vorstandsmitglied

Sylvia Schwab
Pressesprecherin

E-Mail: presse@transparency.de
Tel.: 030 - 54 98 98 17