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Pressemitteilung Sport

Kompletter Neustart nötig: Für Good Governance fehlt in der Führung des DOSB jedes Verständnis

Berlin, 10.11.2021

© Olaf Kosinsky, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. sieht bei der Führung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) einen eklatanten Mangel an Verständnis von guter Verbandsführung. Das wird einmal mehr durch das Schreiben von Dr. Karin Fehres aufgedeckt, in dem sich das ehemalige Vorstandsmitglied des DOSB (bis November 2020) gegen den durch die DOSB-Führung aufgebrachten Verdacht, etwas mit dem Anfang Mai 2021 an die Medien versandten anonymen Schreiben „aus der Mitarbeiterschaft“ zu tun zu haben, wendet.

Dazu Nicole Espey, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport von Transparency Deutschland: „Zu Good Governance gehört neben den strukturellen Grundlagen und Regeln immer auch die Integrität der Verantwortlichen an der Spitze. Der Vorwurf einer ‚Kultur der Angst‘ im DOSB aus dem anonymen Schreiben im Mai wird durch das jetzige Vorgehen gegen DR. Fehres voll und ganz bestätigt. Das zerstört das Vertrauen in die derzeitige DOSB-Führung endgültig, nachdem schon der Bericht der Ethik-Kommission des DOSB zu den Vorwürfen aus dem anonymen Schreiben und die Diskussionen der Mitgliedsorganisationen des DOSB die bestehenden Führungsdefizite deutlich gemacht haben. Präsident Alfons Hörmann sowie die Vorstandsmitglieder Veronika Rücker und Thomas Arnold führen das eigene, von uns mit entwickelte und mit dem DOSB-Ethik-Preis ausgezeichnete Good Governance-Konzept ad absurdum, wenn sie mit teuren Anwälten die Offenlegung von Hinweisgebern verfolgen, angeblich Verdächtige unter Druck setzen und dazu auffordern, anonym eine falsche öffentliche Erklärung abzugeben.“

Hörmann, Rücker und Arnold setzen sich in Widerspruch zum Konzept des DOSB zum Schutz von Hinweisgeber*innen, fallen der DOSB-Ethik-Kommission in den Rücken und konterkarieren zugleich die aktuellen Überlegungen seitens DOSB und Bundesministerium des Inneren, für Bauen und Heimat, die Führungskultur im deutschen Sport zu stärken.

Die vom DOSB selbst beauftragte ‚Kulturanalyse‘, an der sich 25 Prozent der Beschäftigten nicht beteiligt haben, kann den Vorwurf von Einschüchterung und mangelndem Respekt nicht widerlegen. Aus Sicht von Transparency Deutschland hat die DOSB-Spitze überhaupt nicht verstanden, worum es bei den Beschwerden aus der Mitarbeiterschaft geht.

Deshalb fordert Transparency Deutschland einen kompletten Neustart im Hinblick auf Good Governance im DOSB. Das reicht vom guten Beispiel in der Führung bis zum uneingeschränkten Schutz von Hinweisgeber*innen, insbesondere auch dann, wenn sie sich aus Angst nicht an die eingerichteten Stellen wenden. Sylvia Schenk, Sportexpertin von Transparency Deutschland: „Die dringendste Maßnahme im deutschen Sport ist der Aufbau von Vertrauen – in Personen, aber auch in die Unabhängigkeit der Systeme von Good Governance. Wenn es da nicht schnell Fortschritte gibt, ist der deutsche Sport für die anstehenden Herausforderungen in Zeiten eines großen gesellschaftlichen Umbruchs schlecht gerüstet.“

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Nicole Espey
Leiterin der Arbeitsgruppe Sport

Sylvia Schenk
Sportexpertin

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